Kapitel 11.1

1528 Worte
Zweifelnd stand Sera vor dem Club Sanctuary Studios Lax. Hier wollte Belials sie ausführen? Die ganzen Frauen in Lack und Leder wirkten auf den ersten Blick abstoßend und Sera wusste nicht so recht, was sie von dieser Atmosphäre halten sollte. Gleichzeitig war sie aber auch neugierig, diese Erfahrung zu machen. Ob es ihr gefiel oder nicht, würde sich danach zeigen. „Nervös?", fragte Belial belustigt, der neben ihr stand und sie scheinbar musterte. „Und wie", gestand Sera leise und wollte wissen, wie es ablaufen würde. „Es ist im Grunde so, dass du einen Fragebogen mit deinen Vorlieben ausfüllst", erklärte er. „Auch mit Erfahrung und solchen Dingen. Dann wirst du mit jemanden zusammengeführt, der ähnliche Vorlieben hat", informierte Belial sie. Was für Fragen wirklich gestellt werden würde, konnte sie nicht ahnen. Für Sera hörte es sich so an, als würde Belial über einen normalen Sexclub sprechen. Zusammen gingen sie hinein und Sera sah sich um. Der Flur war dunkel und war auf den ersten Blick nicht so einladend. Ihnen kam eine junge Frau entgegen, die Kurven an den richtigen Stellen hatte und in rotem Lack gekleidet war. „Willkommen", grüßte sie und machte eine einladende Geste, bevor die Frau sie in einen Raum führte. Er war gemütlich eingerichtet. Vorrangig in Rot und Gold. Irgendwie kam sich Sera in dem Moment wie in einem Puff vor. Zwar war sie noch nie in einem gewesen, aber so stellte sie es sich vor. Unwohl rieb sie Sera ihre Arme, ließ sich auf der ledernen Couch nieder und sah Belial fragend an. „Sie kommen wirklich öfters hierher?", fragte sie zweifelnd. „Ja, es macht Spaß neue Leute und Dinge kennenzulernen", erklärte er und lehnte sich zurück. Sera wurde allerdings ein Bogen Papier vor die Nase gelegt. Die Fragen darauf waren anfangs das, was sich Sera erwartet hatte. Doch als gefragt wurde, ob sie Erfahrungen im Fesseln oder gefesselt sein hatte, runzelte sie die Stirn. Auch, ob sie lieber ein Dom oder Sub war. „Was zur Hölle heißt das?", fragte sie Belial leise, weil sie nicht wollte, dass andere ihre Unwissenheit mitbekamen. Dabei waren sie allein in dem Raum. Das schien Belial zu überraschen. „Sub ist der passive Part. Der, der sich fesseln lässt. Dom das Gegenteil", versuchte er zu erklären. „Allerdings ist die Sub diejenige, die einschränkt, wie weit beide Partner gehen." Sera zögerte mit dem Ankreuzen. Sie war beides nicht, aber eine dritte Möglichkeit gab es nicht, weshalb sie Sub wählte. Die Fragen wurden ziemlich bizarr und reichten über Peitschenschläge bis hin zu echten Verletzungen. Wer würde sich so etwas freiwillig antun wollen? Schließlich war Sera mit dem Ausfüllen fertig und reichte das Papier der Frau, die sie hierher geführt hatte. Diese bedankte sich recht herzlich und verließ den Raum dann. Sera blieb zurück und wartete. Nervös sah sie sich um und hoffte, dass es kein Fehler gewesen war, hierher zu kommen. Wahrscheinlich hätte sie auch gar nicht zugestimmt, doch jetzt war sie da und konnte nicht so einfach gehen. Schon allein, weil sie sich bei Belial irgendwie bedanken wollte, weil er ihr geholfen hatte. Die Frau kam zurück und hielt zwei Augenmasken in der Hand. „Wenn Sie mir bitte folgen würden", sagte sie an Sera gewandt. Zögernd stand Sera auf und warf Belial einen fragenden Blick zu. „Wohin führen Sie mich?", wollte sie von der Frau wissen. Warum hatte sie zwei Augenmasken in der Hand? Schnell wurde sie schlauer, als die Frau eine Belial reichte und die andere Sera. „In ein Zimmer", meinte diese sanft, fast schon belustigt. Seras Herz schlug heftig, als sie der Frau folgte und es wunderte sie, warum Belial nicht auch mitkam. Würden sie nicht zusammen sein? Sie wollte gerne sagen, dass sie doch lieber zurückziehen wollte, doch gleichzeitig war sie auch neugierig, was für eine Szene das hier war. Danach konnte sie immer noch sagen, dass sie es nicht mochte. Instinktiv setzte sie die Maske auf, die ihr perfekt passte und ließ sich in einen Raum führen, der im Mittelpunkt ein großes Himmelbett hatte. Es gab einen Sessel und weitere Fußschemel. Alles mit rotem Stoff bezogen. Dann hörte sie, wie die Tür hinter sich geschlossen wurde. Ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich allein zu sein. Zwar fand sie das ganze Rote ziemlich kitschig, aber irgendwie passte es zu diesem Club. Dann öffnete sich eine weitere Tür und ein Mann trat ein, der lediglich eine schwarze Lederhose und eine Augenmaske trug. Sera erkannte, wie er sie musterte und sie wiederum musterte seine nackte, muskelbestückte Brust. Sie zuckte bei dem Gedanken, dass dieser Mann wirklich sehr attraktiv war, zusammen. Allerdings schluckte sie und wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Sein Auftreten hatte ihr schlicht die Sprache verschlagen. Daher brachte sie auch keine Begrüßung heraus, sondern befeuchtete sich ihre trocken gewordenen Lippen. „Hallo, kleine Maus", sagte er mit tiefer, rauer Stimme. „Mir wurde zugetragen, dass du das hier noch nie versucht hast", sagte er ruhig. Bei der Anrede hob Sera ihre Augenbrauen. Kleine Maus? Irgendwie passte die Sprache gar nicht zu dem Auftreten des Mannes. „Nein, habe ich nicht", piepste sie wie eine Kirchenmaus. „Das ist gut, ich mag es, mit Neulingen zu spielen", sagte er und kam auf sie zu. Kaum stand er vor ihr, hob er die Hand und nahm eine ihrer Strähnen, die er leicht drehte. Das verhinderte, dass Sera zurückwich. Himmel, war seine Gestalt einschüchternd. Ob es an der Lederhose oder dem muskulösen Oberkörper lag, konnte Sera nicht sagen. „Was heißt spielen?", fragte sie flüsternd, da sie ihrer Stimme nicht traute. „Was denkst du denn, was das heißt?", fragte er mit rauer Stimme und streichelte sanft ihre Wange, ließ aber ihre Strähne nicht los. Hilflos zuckte Sera mit den Schultern. Sie war sichtlich überfordert. „Ich weiß nicht", murmelte sie und versuchte, seinem Blick standzuhalten. „Ich kenne diese Szene nicht und weiß nicht, was bei euch spielen heißt." „Sehr interessant", hauchte er und ließ seine Hand über ihren Hals fahren. Sofort breitete sich eine Gänsehaut auf Seras heller Haut aus. Gleichzeitig erschauderte sie, denn sie sanfte Berührung war nicht das, was sie erwartet hatte. „Keine Angst", meinte der Mann sanft. „Ich werde nichts tun, was du nicht willst." Kläglich erwiderte Sera während sie still dastand, dass sie gar nicht wusste, was sie eigentlich wollte. „Dann finden wir das heraus", meinte der Schwarzhaarige und streichelte weiter ihre Haut, bevor er begann, sie langsam zu umkreisen. Wie ein Raubtier. Das sorgte dafür, dass Sera erneut eine Gänsehaut bekam. Sie fühlte sich wie ein gefundenes Fressen für den Mann, den sie gar nicht einschätzen konnte. Fühlte es sich so an, weil sie ihn nicht kannte? Weil sie hier sicher war, dass er ihr nichts tun würde? Sicher war sich Sera nicht. Worten konnte man nicht immer vertrauen und sie wusste auch nicht, wie weit die Leute hier gingen und ob sie auch wirklich aufhörten. „Bevor es losgeht, werden wir ein Wort festlegen, das du nennst, damit ich aufhöre, wenn ich zu weit gehe", erklärte er und stand nun wieder vor ihr. „W-Was für ein Wort?", fragte Sera unschlüssig. Reichte so etwas tatsächlich aus? „Eines, das du jetzt festlegst", sagte er ruhig. Überfordert, weil ihr plötzlich alle Wörter entfallen waren, starrte sie den Mann an. Erst nach einigen Sekunden brachte sie leise das Wort „Kitty" hervor. Das ließ ihn lachen. „In Ordnung. Sobald du dieses Wort sagst, lass ich sofort von dir ab und befreie dich", versprach er. „Befreien?", quietschte Sera entsetzt. Sperrte er sie etwa ein und nahm eine Peitsche? Der Mann lachte. „Keine Angst, meine Kleine. Ich bin sanft." Sera gab sich einen Ruck, als das dunkle Lachen den Raum erfüllte. „Also gut", murmelte sie und atmete tief durch. „Was muss ich machen?" „Nichts. Dich entspannen und genießen", sagte er mit rauer Stimme. Zweifelnd, aber auch erwartungsvoll, sah sie den Mann mit Maske an. Sie sollte sich entspannen und genießen? Irgendwie verstand sie gerade nicht ganz, was daran so faszinierend sein sollte. Erneut begann er, sie zu streicheln. „Mach die Augen zu", flüsterte er und ging hinter sie. Seine Finger fuhren sanft ihre Arme entlang. Beinahe gehorsam schloss sie langsam die Augen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Atem schneller ging. In ihrem Kopf schwirrte es, weil die Sanftheit des Mannes nicht so richtig zu der Atmosphäre im Raum passen wollte. Sera wandte mit geschlossenen Augen ihren Kopf zur Seite, als würde sie sehen wollen, was er tat. Sie hörte leises Rascheln und dann ein Klicken. Es irritierte sie, weil sie es nicht zuordnen konnte. „Nicht erschrecken", hauchte er und nahm ihre Hände hinter ihren Rücken, wo es erneut klickte. Sera spürte eine leichte Enge um ihre Handgelenke, die sie an Ort und Stelle hielten. Hatte er sie gerade etwa mit plüschigen Handschellen gefesselt? Um das herauszufinden, öffnete Sera ihre Augen und schielte nach hinten, doch mehr als roten Plüsch konnte sie nicht erkennen. „Keine Angst", sagte er sanft und trat hinter sie, um so seine Arme um sie zu schlingen und sie an sich zu ziehen. Dann schien er abzuwarten, wie sie reagierte.
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