Irgendwann schlief ich dann schlussendlich ein.
Als ich das nächste Mal wach wurde, war es schon Mittag. Stöhnend stand ich auf und trottete ins Bad.
Als ich mein Spiegelbild sah, erschrak ich vor mir selbst.
Meine Schminke war verwischt, meine Haare zerzaust und tiefe Augenringe lagen unter meinen Augen.
Ich nahm ein Haargummi aus einer kleinen Box und band meine Haare zu einem Knoten zusammen.
Mir entwich ein Schrei.
Scheiße!
Mitten auf meinen Hals prangte ein riesengroßer rot-lila gefärbter Fleck.
Ein Knutschfleck.
Geschockt starrte ich mein Spiegelbild an. Vorsichtig hob ich meine Hand und befühlte mit zitterten Fingern die Stelle.
Augenblicklich zuckte ich zurück. Die Stelle schmerze leicht und fühlte sich irgendwie komisch an.
Ich hatte noch nie einen Knutschfleck und es gefiel mir auch nicht.
Ich musste irgendetwas unternehmen. So konnte ich nicht zu meinen Eltern hinunter gehen.
Schnell nahm ich mir ein paar Wattepads und schminkte mich ab. Danach wusch ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser und holte meine Schminksachen aus der Schublade.
Verzweifelt versuchte ich meinen Knutschfleck zu überdecken. Nach der 5. Schicht Concealer gab ich auf. Es brachte einfach nichts.
Ich ging schnell in mein Zimmer und nahm mir einen Schal aus dem Kleiderschrank und band ihn mir um den Hals.
Ein letztes Mal musterte ich mein Spiegelbild, bevor ich die Treppe hinunter ging.
Als ich ins Wohnzimmer kam entdeckte ich meine Eltern auf dem Sofa.
Mies gelaunt meinte ich:„ Guten Morgen!"
Mein Vater lachte leise und sagte:„ Anscheinend war die Party gestern doch nicht ganz so toll."
Ich verdrehte die Auge und antwortete:,, Wenn du wüsstest."
Schnell ging ich in die Küche und nahm mir einen Apfel und ein Stück Brot. Kein besonders ausgiebiges Frühstück, aber für den Moment reichte es.
Als ich wieder in mein Zimmer kam, nahm ich sofort mein Handy in die Hand.
14 verpasste Anrufe von Stella.
Dies war mein Todesurteil.
Verunsichert rief ich meine beste Freundin zurück.
Gleich nach dem 2 Piepen hob sie ab :„ Man, Bella! Wieso hast du nicht abgehoben?! Ich hab dich schon gefühlte hundert Mal angerufen! Was war nur los?! Ich hab mir echt Sorgen gemacht! Du warst plötzlich weg und ich..." „ Es tut mir leid" , unterbrach ich ihren Redefluss.
Ich begann zu stottern:„ Mir... war plötzlich irgendwie schlecht... ich wollte dich nicht von der Party schleifen.... darum bin ich einfach gefahren.... und habe bist jetzt geschlafen. Sorry!"
Ich fühlte mich schlecht dabei, meine beste Freundin zu belügen, aber mir war die ganze Sache einfach zu peinlich. Ich wollte nicht, dass sie schlecht von mir dachte.
Stella meinte plötzlich am anderen Ende der Leitung:„ Ach, Bella! Du hättest mich ruhig holen können. Aber schon okay. Geht's dir jetzt besser?"
Ich lächelte leicht und antwortete ihr:„ Ja! Magst du später noch vorbeikommen? Mir erzählen, was du gestern noch alles erlebt hast?"
Stella lachte und meinte:„ Ja, klar!"
Dann legten wir auf.
Langsam ließ ich mein Handy sinken.
Ich saß eine Sekunden lang reglos dar, als plötzlich ein Bild in meinem Kopf auftauchte.
Ich sah Ben, wie er über mich gebeugt war, während ich mich stöhnend an ihn klammerte. Meine Fingernägel gruben sich in seinen Rücken und ein heftiger Schmerz kam aus meinem Unterleib. Doch in diesem Moment zählten für mich nur seine schokoladenbraunen Augen, die mich starr fixiert hatten, während er immer wieder in mich hineinstieß...
Schnell schüttelte ich den Kopf um diese Bilder aus meinem Gedächtnis zu verbannen.
Ich musste damit abschließen. Es war nun einmal passiert und ich konnte nichts daran ändern.
Ich musste einfach nach vorne blicken und vergessen.