Saphierblaues Ballkleid

1145 Words
Mit dem Satz:,, Ich hasse Morgenmenschen", drängte sich Clair an mir vorbei ins Bad. Ich schüttelte lediglich lächelnd meinen Kopf, setzte mich an meinen Schreibtisch und checkte meine SMS. Gegen halb acht waren wir beide fertig und ich band mir meine Schürze um. Dann verließen wir beide unser Zimmer. Aufgeregt sah ich mich um. Grinsend meinte Clair zu mir:,, Beindruckend oder? An meinem ersten Tag ging es mir genauso. Jedenfalls gehen wir jetzt erst einmal in die Küche. Dort hängt ein Dienstplan an der Wand, auf welchem genauestens eingetragen ist, wer für welchen Bereich zuständig ist. Ich kümmere mich im Normalfall um dem Chinesischen Speisesaal, sowie den Grünen Salon und je nachdem ob es Besuch im Palast gibt, auch um die Gästezimmer. Aber dafür sind dann meistens mehrere eingeteilt. Und jetzt müssen wir herausfinden was deine Bereiche sind. Komm." Eilig folgte ich Clair und versuchte, das gerade gesagte zu verdauen. Also soweit verstand ich noch alles. Wir gingen durch unzählige, lange Flure und kamen an einer Treppe vorbei, bei der mir schon alleine bei dessen Anblick die Füße wehtaten. Doch irgendwie hatte ich in diesem Moment den Wunsch diese lange Treppe in einem wunderschönen saphirblauen Ballkleid hinunter zu schreiten, so wie Cinderella in dem berühmten Disney Film, welchen ich als Kind immer so gerne geschaut hatte. Fast hätte ich über meine eigenen Gedanken gelacht. Wie absurd. Nach einiger Zeit erreichten wir die Küche. Wir schlängelten uns an Reihen von Herden und Öfen vorbei und erreichten den hinteren Teil des großen Raumes. Dort standen noch einige andere Leute, die eine große weiße Tafel anstarrten. Clair und ich schlängelten uns eilig an ihnen vorbei, um einen Blick auf das geschriebene zu werfen. Es waren unzählige Namen aufgelistet. Direkt daneben prangten große rote Buchstaben. Schnell suchte ich meinem Namen. Und da war er auch. Ich stand direkt unter einem Typen namens Will Padington. Neben meinem Namen wurden mit einem dicken roten Marker die Buchstaben S und B hingeschrieben. Fragend sah ich zu Clair. Diese lächelte freudig und erklärte mir:,, Eigentlich hast du es gar nicht so schlecht getroffen. Das S steht für den Speisesaal und das B für den Blauen Salon. Zwar beides recht große Räume, aber sie sind besser, als z.B. das große Treppenhaus. Also ich bewundere Amelie immer wieder. Wie sie es schafft sich alleine darum zu kümmern, ist mir echt ein Rätsel." Wie schnell wechselte Clair bitte das Thema? Wir waren doch gerade erst beim Blauen Salon und jetzt sind wir schon bei einer gewissen Amelie. Wer war das überhaupt? Egal. Mich musste es ja nicht interessieren. Ich schaute mir noch einmal die große Tafel an und fragte die Blondine neben mir:,, Aber falls mein Dienstplan einmal geändert wird, wie erkenne ich dann die Buchstaben. Gibt es dafür eine Liste oder so?" Lachend antwortete Clair:,, Nein, aber glaub mir, mit der Zeit bekommst du es schon heraus. Außerdem bin ich sowieso immer da und dann kannst du ja auch einfach mich fragen." Ich nickte ihr dankbar zu. Plötzlich drehte sich meine neu gewonnene Freundin um und blickte auf eine andere, weitaus kleinere, Tafel. Ich drehte mich ebenfalls zu dieser. Lange musste ich auf Clairs Erklärung nicht warten, da sie von alleine begann zu sprechen:,, Hier oben stehen nur die speziellen Dinge. Wie z.B wenn ein besonderer Gast kommt oder wenn jemand krank oder verhindert ist. Du solltest jeden Tag einen kurzen Blick darauf werfen, ob dein Name oben steht. Wenn ja, dann übernimmst du einfach die Pflichten von der verhinderten Person für einen Tag. Alles verstanden?" Daraufhin konnte ich nur stumm nicken. ~~~~~~~~~~ Es war mittlerweile Samstag und ich liebte meinen neuen Job. Klar, ist putzen jetzt nicht unbedingt das was ich mein Leben lang machen wollte, aber es war eine tolle Zwischenlösung. Vor allem waren die Abende mit Clair einfach immer lustig und ich war froh, dass sie meine Zimmergenossin war. Gerade gingen wir beide mal wieder zur Küche, so wie jeden Tag. Irgendwie hatte ich mich daran schon gewöhnt. Wir kamen zu dem großen Raum und gingen eilig hinein. Mittlerweile wusste ich schon, was genau ich tun musste. Ich durchquerte die Küche und stand dann wieder vor der großen weißen Tafel. Ein schneller Blick auf meinen Namen. Nein, es hatte sich nichts geändert. Neben dem geschwungenen Namen Victoria Prinsloo standen immer noch die zwei roten Buchstaben S und B. Eilig drehte ich mich zu der kleineren Tafel direkt daneben. Okay gut mein Name stand nicht oben, dann konnte ich ja... Ich stockte als ich meinen Namen als aller letzten auf der Tafel fand. Neben meinem stand auch noch ein anderer Name auf der Tafel. Julia Carison. Und dann gab es noch die roten Buchstaben P und E. Nun kannte ich mich gar nicht mehr aus. Verwirrt schaute ich zu Clair und machte sie auf die kleine Tafel aufmerksam. Diese betrachtete sie kurz und meinte dann:,, Oh, Julia ist anscheinend krank und du sollst für sie einspringen. Das schaffst du doch, oder?" Natürlich schaffte ich dies. Dieser Job war nicht gerade besonders schwer. Jedoch sehr zeitauftreibend und anstrengend. Egal. Ich würde zuerst ihre Bereiche machen und dann meine. Das schaffte ich schon. Jedoch wusste ich nicht so genau, was ihre Bereiche überhaupt waren. Darum fragte ich Clair:,, Für was stehen denn das P und E?" Clair antwortete mir mit einem fetten Lächeln im Gesicht:,, Das E steht für das königliche Arbeitszimmer und das P für die Privaträume. Das heißt, dass du mit viel Glück heute vielleicht den König oder den Prinzen siehst." Ohne dass ich es hätte verhindern können, tauchten seine blauen Augen vor mir auf. Augenblicklich wurde ich nervös. Wieso dies so war, wusste ich selber nicht genau. Es lag nicht daran, dass ich den König vielleicht treffen würde. Den Mann, der über alles bestimmte was in dem Land, in dem ich lebte, passierte. Derjenige, der mir, mit nur ein paar einfachen Worten, mein Leben zur Hölle machen und mich sogar töten konnte. Nein, ich hatte keine Angst vor einem der mächtigsten Männern der Welt. Viel mehr hatte ich Angst vor seinem unverschämt gutaussehenden Sohn, welcher mich schon mit einem einzigen Zwinkern aus dem Konzept gebracht hatte.
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