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Die Spionin-Freundin des gefallenen Engels

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Ich bin Asbeel, ein Engel und das einmal-in-einem-Tausendjahr-Genie der Himmelszitadellenakademie – zumindest, bevor Dämonenfürst Bael die Himmelsgrenzen angriff.

Damals hatte Lucifer noch nicht rebelliert, sondern war immer noch der strahlende Erzengelhauptmann. Aber selbst seine Seraphim, die sonst tapfer waren, gerieten vor Bael – jenem Dämon, der Seraphim wie Leckerlis verspeist – in Panik und konnten nichts als endlose Debatten führen. Ich, aus purem Impuls, trat vor und legte Lucifer vor allen Engeln ein Todesgelübde auf: Gib mir ein Zehntel deiner Legion und drei Tage! Wenn ich Bael nicht besiege, kannst du meinen Kopf nehmen!

Lucifer stimmte tatsächlich zu – aber statt einer Eliteeinheit gab er mir nur die „Dümmlicht-Kohorte“: Veteranen mit fehlenden Gliedmaßen, Verurteilte und Soldaten mit zerfallener Ausrüstung, die fast auseinanderfiel.

Doch wer hätte gedacht? Mit dieser „Schrotttruppe“ sprengte ich in drei Tagen Bael’s Vorratslager, lieferte ihm einen vernichtenden Schlag bei der Styx und jagte den Dämonenfürsten endlich in die Flucht!

Als ich endlich atmen wollte, sah ich meine Freundin Seraphia heimlich eine Nachricht an Raphael, den Oberhaupt der Cherubim, senden – sie war nämlich ein Späherin von Raphael, die mich seit unserem ersten Treffen beobachtet hatte!

Doch das Schreckliche kam noch später: Bael’s Niederlage war nur der Anfang. Die Himmelsluft schwimmte fast vor Pulver – Lucifer’s Blick auf Raphael wurde immer kühler, Michael hielt sein Lichtschwert ständig in der Hand, Samael versteckte seine Schattenzauber in der Ärmel, selbst Beelzebub schickte heimlich Truppen um. Ich, der ich gerade als „Helden“ gefeiert wurde, stecke plötzlich zwischen den mächtigsten Figuren der Himmel ein. Und die nächste Sturm wird wohl den ganzen Himmel erschüttern – und wer weiß schon, wie lange Lucifer noch bereitwillig Gott gehorchen wird?

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Kapitel 1: Wenn Engelleute über Dämonen streiten
Als der Schöpfer mich in der Zitadellenakademie absetzte – dem vornehmsten Internat des Himmels für Engel – da sah Gott in mir wahrscheinlich keinen Unterschied zu den anderen hundertzwanzigtausend Engeln: fügsame kleine Funken, bestimmt, von Gottes göttlichem Willen geformt zu werden. Was Er übersah, war die Wahrheit, die in meinem Kern schwelte: Ein Lauffeuer, das nur darauf wartete, loszubrechen. Von Anfang an verfolgten mich die Flüsterereien. Wie ein Windhauch, der durch die unvorstellbar hohen, lichtdurchfluteten Gewölbe der Akademie strich. Nicht mein Geflüster. Ihres. „… hat er während der Einführung Erzengel Uriels Verteidigungsdoktrin infrage gestellt …“ „…dieser Aufsatz war von ihm, stimmt’s? ‚Aggressive Eindämmung‘? Ein Skandal! Dafür musste er eine Woche lang die Halle des Gedenkens polieren …“ „…ich sah ihn vor Tagesanbruch auf dem Osthof Flügel Gamma drillen. Schattenschlupf-Manöver. Das ist doch … grenzwertig.“ „…sie sagen, Raphaels Goldjunge, Oriel, habe nach den Kriegsspielen geweint. Asbeel hat ihn in der Obsidianwüsten-Simulation eingekesselt. Mit Taktiken aus verbotenen Schriften …“ „…Kadett Primus. Der Jüngste in dreihundert Jahren. Wie hat er das nur geschafft?“ „…benimmt sich, als gehöre ihm der Laden. Bildet sich schon ein, Erzengel-Material zu sein …“ „…ein gefährliches Feuer, dieser da. Muss beobachtet werden …“ Asbeel. Asbeel. Mein Name. Sie lagen nicht ganz falsch. Die Zitadelle war nicht nur eine Schule; sie war das West Point des Himmels, eine Schmiede, die himmlisches Erz zu gehorsamen Klingen für die Verteidigung des Himmels hämmern sollte. Erstes Jahr: Meine Abhandlung über Präemptivschläge bescherte mir endlose Schichten des Sternenmetallpolierens. Zweites Jahr: Ich verwandelte eine obligatorische Chorstunde in eine „Übung zur taktischen Ressourcenallokation“ – dreihundert Kadetten urplötzlich „essentiell“ für Grenzverteidigungsübungen. Drittes Jahr: Ich zerschmetterte Erzengel Raphaels Vorzeigeschützling in den Kriegsspielen, mit Manövern, über die in den gesperrten Archiven der Himmlischen Bibliothek geflüstert wurde – Schattenschlüpfe, die die Grenze zwischen heiliger Strategie und höllischer Tücke verwischten. Oriels kristallklare Tränen der Demütigung waren ein Abzeichen, das ich im Stillen trug. Im vierten Jahr, Monate vor der offiziellen Graduierung, verdichteten sich die Flüsterereien zur greifbaren Realität: das Kadett-Primus-Abzeichen an meiner schlichten Tunika und ein Sitz – der allerletzte – im gewaltigen Amphitheater des Mondbastions während eines vollständigen Kriegsrats. Ein Fuß in der Tür. Ein Horchposten am Rande der Apokalypse. Die Luft in Lunael summte nicht – sie pochte von urtümlicher Angst, so d**k, dass man daran ersticken konnte. Dies war die Mondsphäre, des Himmels niedrigste Bastion, die an den Qualm der Hölle schrammte. Erzengel stiegen niemals hierher ab. Dass sie nun hier waren, wie gefangene Sonnen lodernd, schrie nach Katastrophe. Den gewaltigen Raum beherrschte der Strategietisch – keine simple Karte, sondern eine weite, brodelnde holographische Höllenlandschaft. Dörfer, verschlungen von gieriger Dunkelheit. Felder des Lichts, die verfaulten. Sieben Millionen Seelen verschlungen, aufgelöst in Baels knirschende Leere. Die Macht des Dämonenfürsten wuchs nicht – sie fraß sich wie ein Krebsgeschwür, nährte sich vom Gemetzel. Schlimmer noch, die schreigetragenen Flüsterereien zischten nicht nur Qual, sondern auch offenen Trotz gegen die Silberne Stadt selbst. Spähfragmente bestätigten es: Dämonenscharmützel griffen nicht die Erde oder das Fegefeuer an, sondern die Grenzen des Himmels selbst. Sie schlugen nach oben. Die Rebellion brodelte nicht – sie detonierte vor den Toren des Himmels. Die versammelte Schar war ein Mikrokosmos der verängstigten Schöpfung. Ich ließ meinen Blick über das Meer aus verstörten Gesichtern schweifen – Elfenbotschafter, die ihre Stäbe umklammerten, die Knöchel weiß vor Anspannung. Berggnome, die wie beunruhigte Felsen hin und her wackelten. Eine Dryade, die zitterte, ihre Blätter zischten misstönend. Hinter ihnen flackerte die mondbeschienene Schuppenhaut eines Nixen-Botschafters wild. Selbst die Aura des Einhorns flackerte, als seine Hufe den Boden aufkratzten. Dann erhob sich das ängstliche Gemurmel: „Die Stygischen Pässe brechen jetzt zusammen!“ „Heilige Erzengel, handelt! Tut etwas! Sonst sind wir alle verdammt!“ Und im Auge des Sturms stritten die Erzengel, die um den Strategietisch saßen. Michael, der Befehlshaber der Himmlischen Heerscharen, war ein Sturm, gefangen in polierter Platin-Plattenrüstung. Er hämmerte eine gepanzerte Faust auf den Tisch aus Mondgestein und ließ Baels Abbild auseinanderfliegen. „Genug gezögert! Jeder Moment, den wir debattieren, ist ein Sieg für den Abgrund! Schlagt jetzt ZU!“ Gabriel, Gottes Linke Hand, erhob sich. Ihre Gewänder hatten die sanften Farben der über stillen Wassern anbrechenden Morgendämmerung, doch ihr Gesicht war von tiefem Ernst gezeichnet. „Michael, geliebter Bruder“, ihre Stimme, obwohl melodisch, trug einen Stahlrand, „dein Mut ist unser Schild, dein Zorn eine gerechte Flamme. Doch ungezügeltes Feuer verzehrt die Unschuldigen ebenso sicher wie die Schuldigen. Sieben Millionen Seelen… eine Wunde, die die Schöpfung selbst ausbluten lässt. Müssen wir Vernichtung mit Vernichtung beantworten? Der Schöpfer ist in Tiefem Nachsinnen – das Göttliche Schweigen darf nicht leichtfertig gebrochen werden. Gibt es keinen Pfad der Mäßigung? Keine Berufung an andere Mächte? Müssen wir den Ersten Himmel in Blut ertränken?“ Ihr Blick ging gezielt zu der fernen, schweigsamen Gestalt in der Tischmitte. Ein Murmeln der Zustimmung ging durch die Elfen und Engel. „Mäßigung!“, flüsterte ein Engel inbrünstig. „Zuflucht!“, gebärdete die Elfe. Uriel, die Verkörperung von Gottes Strenge Gerechtigkeit, war wie ein Berg aus Obsidian, erleuchtet von innerem Feuer. Er beugte sich vor, seine Bewegung bedächtig, mahlend. Flammen züngelten an den Rändern seiner Gestalt. „Handeln ist notwendig, Michael“, seine Stimme dröhnte, tief und resonanzreich wie mahlende tektonische Platten, und brachte die Elfe mitten im Flüstern zum Verstummen. „Doch Gabriel spricht weise Worte, die aus dem Mitgefühl geboren sind. Wir stehen vor einer unbekannten Variable: der Quelle von Baels angeblichter Unsterblichkeit. Ist sie angeboren? Verliehen? Stärkt ein Schlag gegen ihn sie etwa? Überstürztes Handeln nützt nur dem Feind. Wir brauchen Informationen. Wir brauchen Bestätigung. Sendet Späher in die beschatteten Schichten der Grube. Lasst uns den Teufel, dem wir gegenüberstehen, kennenlernen, bevor wir die Heerscharen des Himmels entfesseln.“ Sein feuriger Blick fegte durch den Raum, forderte Ordnung, forderte Vernunft. Die Engel und Gnome nickten eifrig. „Kennt den Feind!“, murmelte einer. „Ja, erkundet euch zuerst!“ Raphael, der Heiler, der Denker, blieb sitzen, das Bild heiterer Distanziertheit. Er formte einen Dachfirst mit seinen langen, eleganten Fingern vor seinem Gesicht, sein Ausdruck ruhig, fast gelangweilt. Doch seine Augen, scharf wie Bruchdiamanten, verpassten nichts – nicht das Zittern in Gabriels Hand, nicht das Aufblitzen von Zweifel in Uriels Flammen, nicht die Art, wie die geringeren Gesandten bei jedem Argument hin- und herschwankten. „Michael befürwortet entschlossene Gewalt, einen Hammerschlag. Gabriel plädiert für Mäßigung und weiteren Rat. Uriel verlangt akribische Aufklärung.“ Seine Stimme war geschmeidig, poliert, ein Balsam nach den vorherigen Ausbrüchen. Er hielt inne, ließ die Stille wachsen, ein Meisterdirigent. „Alle haben ihre Berechtigung. Doch vielleicht… ziehen wir eine breitere Bühne in Betracht? Eine Delegation, die Zeugnis ablegt von Baels Gräueltaten, nach Olympus? Zu den Jade-Höfen des Ostens? Eine Allianz der Mächte, die die Last teilt, das Risiko teilt? Stärke liegt nicht nur in unserer eigenen Macht, sondern in den Bündnissen, die wir schmieden.“ Sein Vorschlag hing in der Luft, politisch gewitzt, makellos sicher. Raphaels Blick huschte erneut zum schweigsamen Zentrum, taxierend. Sicher. Berechnet. Bar jeden Muts, nach dem der Moment schrie, dachte ich kalt. Raguel, der Bringer der Ordnung, nutzte die Pause. „Ordnungsfragen! Klarheit ist oberstes Gebot! Wir müssen umgehend Unterausschüsse einrichten: Primäre Bedrohungsbewertung, Allianz-Anbahnungspotenzial, Ressourcen-Zuteilungsmatrix, Notfallplanung für…“ Seine präzise, trockene Stimme wurde abrupt übertönt von einem Geräusch wie einem explodierenden Vulkan. Samael, das Gift Gottes, brach los. Er schmetterte beide Fäuste mit furchterregender Wucht auf den Tisch. Ein sichtbarer Riss, gezackt und dunkel, schlängelte sich über die Oberfläche aus Mondgestein. „GENUG VON DIESEM FEIGEN GESCHWÄTZ!“ Sein Brüllen war pure, unverfälschte Wut, eine physische Kraft, die die Wassersphäre der Nixen-Botschafterin heftig erzittern ließ und das Einhorn sich aufbäumen ließ. Seine Aura loderte auf, versengte die Luft, roch nach göttlichem Zorn. „Delegationen? Ausschüsse? Matrizen? ERBÄRMLICH! Während ihr herumzankt wie verängstigte Spatzen, schmaust Bael am Mark der Schöpfung! Er spuckt auf die Silbernen Tore! Gebt mir die Legionen! Gebt mir das Feuer des Gerichts! Ich werde in die Grube stürzen, ich werde diesen Ungezieferkönig finden, und ich werde seinen Abschaum aus der Existenz tilgen! Ich werde sein Reich zu Asche verbrennen und seine Fundamente salzen!“ Spucke flog von seinen Lippen, seine Augen brannten vor manischem Eifer. Die Engel wirkten verängstigt, aber auch, seltsamerweise, erregt. „Verbrennt ihn!“, zischte jemand. Azazel, der wie ein dunkler Schatten knapp hinter Samaels Schulter stand, nickte kurz und grimmig zustimmend, seine Stimme ein kaltes Zischen, das Samaels Hitze durchschnitt. „Zögern ist der Wetzstein, auf dem der Feind seine Klinge schärft.“ Beelzebub (damals noch ein grimmig respektierter Kommandant), bewegte sich, seine Gestalt schien einen Moment lang mit unsichtbaren Insekten zu flackern. „Samaels Feuer ist wirksam, doch selbst die mächtigste Fliegenklatsche versagt, wenn die Fliege ihren Schwung versteht. Wie brechen wir Baels Widerstandskraft? Seine angeblichte Unsterblichkeit? Verleiht ihm kopfloses Drauflosstürmen etwa Stärke? Wir brauchen einen Riss. Einen Fehler. Einen Einstiegspunkt, den seine Arroganz übersieht.“ Chessia, umwerfend schön, strahlend vor einer Aura von machtvoller, beunruhigender Anziehung, lächelte nur. Es war kein warmes Lächeln; es war das Aufblitzen einer geschliffenen Klinge. „Gewalt hat ihren Reiz, Samael,“ säuselte sie, ihre Stimme wie vergifteter Honig, glitt über die Versammlung, ließ mehrere geringere Engel benommen blinzeln. „Aber ist sie… vorhersehbar? Wünscht dieser Dämonenfürst, dass wir angreifen? Legt er eine Falle, gewoben aus unserem eigenen gerechten Zorn?“ Die Debatte tobte, fragmentiert, überlappend, ein Kakophonie aus Angst, Wut und politischem Manövrieren: "—schlagt jetzt ZU, bevor er sich in den Stygischen Tiefen verschanzt!" donnerte Michael und boxte zur Betonung ins Hologramm, ließ Baels Abbild sich grotesk verzerren. "—appelliert an den Östlichen Jadekaiser! Ihre Drachenflotten könnten die Abyssalen Riffe blockieren!" warf Gabriel ein. "—die Aufklärung bestätigt Mongol-Dämonen-Pakte in den Fegefeuer-Steppen! Sie leiten ihm Seelen zu!" konterte Uriel, Flammen schlugen höher. "—unsere letzte Späherstaffel wurde in den Obsidianwüsten abgeschlachtet! Wir sind BLIND!" schrie Raguel und versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen. "—dann SCHICKT MEHR! Oder schickt MICH!" brüllte Samael und hämmerte erneut auf den Tisch, erweiterte den Riss. "—vielleicht ein gezieltes Opfer? Eine... Ablenkung?" schlug Chessia süßlich vor, ihre Augen funkelten. Durch den Hurrikan göttlicher Egos und sterblicher Angst blieb eine Gestalt ein absoluter, furchterregender Ruhepunkt: Lucifer. Der Lichtbringer. Der Morgenstern. Der Sohn der Morgenröte. Ein Wesen, von dem man sagte, es besäße zwei Drittel von Gottes Macht. Nein – er war kein Engel mehr. Er war ein Gott.

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