Ich liege auf meinem Bett und starre einfach nur die Decke an, die aus großen Spiegelkacheln besteht, die ich mit meinem Dad mit Mühe angebracht habe. Sie ist das Einzige, was mich in diesem Zimmer immer wieder fasziniert, dass ansonsten in rölich-vanille Farben gehalten ist und nicht unbedingt anders, als andere Zimmer aussieht.
Ein Bett, eine Couch und ein großer Schrank.
Dank der Lichterkette, die über meinem Bett angebracht ist, sehe ich, dank dem Spiegel, genau die zerkrausten Augenbrauen von mir und die Falte auf meiner Stirn.
Ich kann nicht anders und muss die ganze Zeit an diesen Fremden denken. Was sehr merkwürdig ist, da ich ja eigentlich ganz verschreckt wegen dem Obdachlosen sein müsste, doch das bin ich nicht.
Es ist sogar fast so, als wäre das gar nicht passiert. Als würde es einfach im Hintergrund stehen, während ich mich nur noch an diese grünen Augen erinnern kann.
Sie waren wunderschön.
Und obwohl er nicht gerade, wie die Personen in meinem Umfeld aussieht, schwirren meine Gedanken nur um ihn.
Ich habe gar nicht mitbekommen, wie ich zu Hause angekommen bin, mit meinen Eltern zu Abend gegessen habe und dann hier in meinem Bett gelandet bin. Wenn mich jemand fragen würde, was haben deine Eltern erzählt, könnte ich nichts antworten, da ich nur an diesen Fremden denken musste.
Das komische ist, ich habe keine Angst vor ihm.
Obwohl er ein Messer bei sich hatte, dunkel angezogen war und seine Blicke einen nur eingeschüchtert haben. Nein, ich will ihn wiedersehen.
Mich richtig bedanken.
Ich schüttele meinen Kopf, wegen dem Gedanken. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, doch ich denke, ich reagiere nur so, weil er mich gerettet hat.
Und ich nur ein kleines bisschen neugierig bin.
Mehr nicht.
Und mit diesen Gedanken schlafe ich ein.
_
Ich steige die Treppe hinunter und verdrehe innerlich die Augen, als ich diese mir allzubekannte Stimme höre.
"Morgen, Prinzessin."
"Morgen, Dawson."
Ich schnappe mir einen Toast und setze mich gegenüber von ihm hin.
"Hübsch wie immer", zwinkert er mir zu, bevor er seinen Kaffee austrinkt und ich verdrehe die Augen.
Dewson arbeitet die Ferien über bei meinem Dad auf der Wache, der als Sheriff der Stadt bekannt ist. Er muss das für sein Studium machen.
Zu meinem Pech hat er wohl einen Narren an mir gefressen, da er jede Sekunde an Ort und Stelle versucht mit mir zu flirten. Zu SEINEM Pech habe ich kein bisschen Interesse, obwohl er mit seinen blonden Haaren und einem Lächeln, der jedes Mädchenherz zum Schmelzen bringt, unverschämt gut aussieht.
Doch irgendwie zieht das bei mir gar nicht.
Ich kann nichts dafür und starre ihm für einen Moment zu lange in die Augen. Diese grünen Augen bannen sich in meine Gedanken und ich glaube, ich werde noch verrückt. Vielleicht sollte ich mal zum Therapeuten gehen, kann ja sein, dass ich an einem Traume leide.
Dawson scheint mein Starren bemerkt zu haben, da er wieder so dämlich grinst.
"l**t mit mir heute abzuhängen?"
"Kann nicht. Treffe mich mit Chloe."
Und damit schnappe ich mir meine Jacke und verschwinde in windelseile aus dem Haus. Ich höre ihn noch, "heute steigt bei Edwards 'ne Party!" rufen, was ich jedoch absichtlich ignoriere.
Irgendwie schmeißt Blake jede Woche eine neue Party. Er war früher mein Kindheitsfreund, doch mittlerweile ist er irgendwie vom Weg abgekommen und kann außer kiffen und Parties schmeißen nichts. Ich glaube, er erinnert sich nicht mal an mich.
Der Tag verläuft wie immer, wenn ich mich mit Chloe treffen. Wir laufen durch alle Läden im Einkaufszentrum, was nicht sehr groß ist und entscheiden uns höchstens für zwei Oberteile. Danach geht's ab ins Cafe für Klatsch und Tratsch. Sie ist so eine Quasselstrippe und manchmal frage ich mich, wie ich es so lange mit ihr ausgehalten habe. Doch ich genieße die Zeit mit ihr.
"Zum Glück musst du heute nicht bei der Grandma arbeiten und wir können heut Abend auf die Party gehen!"
Ich seufze.
"Muss das wirklich sein?"
Ich bin eher der Typ, der seine Freitagabende zu Hause in eine Decke gekuschelt mit viel Popcorn und Liebesschnulzen verbringt. Das heißt nicht, dass ich auf keine Parties gehe.
"Och komm schon! Du hast gesagt Dewson kommt!"
Ich sehe sie nur verzweifelt an.
SIe ist in den dämlichsten Typen der Stadt verknallt und egal, was ich sage, sie hört nicht. Bei Liebe hört der Verstand auf. Das sagt Grandma immer, bevor sie mit der Geschichte, wie sie meinen Grandpa kennengelernt hat, anfängt.
Ich will gerade antworten, als mir rechts aus dem Augenwinkel etwas ins Auge fällt. Oder beziehungsweise irgendwer.
Dort steht er.
An einer Säule der Straßenlampe gelehnt. Irgendwie steht keiner in seiner Nähe und er hat den Blick auf den Boden gerichtet. Doch ich bin mir sicher, dass er es ist.
Ich schlucke.
Der junge Mann mit den Augen.
Mein Retter.
Wie von selbst steuern meine Füße den Weg zu ihm an und ich nehme kaum wahr, wie Chloe meinen Namen ruft.
Als ich bei ihm ankomme und er dank der Sonne, die heute mal wunderschön strahlt, meinen Schatten bemerkt, blickt er kurz auf, doch schaut monoton wieder weg. Ich kann keine einzigste Emotion aus seinem Gesicht ablesen und stehe einfach nur da.
Ok, Mady.
Einfach nur bedanken. So schwer ist das doch nicht!
Ich räuspere mich kurz, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, was jedoch fehlschlägt. Er schaut einfach durch die Gegend, als wäre ich gar nicht da.
Nicht einschüchtern lassen!
Auch wenn das estremst schwer ist.
"I-ich wollte mich wegen letztens bedanken."
Ich sehe ihn an, doch er holt nur lässig eine Zigarettenschachtel aus seiner Jackentasche hervor, bevor er sie anzündet und daran zieht.
Sofort atme ich den Rauch ein, da er den Rauch direkt in meine Richtung bläst.
Extra.
Ich muss husten, doch fasse mich schnell.
Ich war schon immer gegen das Rauchen.
"Du musstest mir nicht helfen u-und die Unangenehmheit tut mir Leid."
Ich sehe, wie er kurz seine Stirn runzelt, doch er blickt weiter auf den Boden und macht keine Anstalten mir zu antworten. Doch irgendwie will ich mich nicht zufrieden geben.
Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie die Menschen ihn komisch ansehen, bis ihr Blick zu mir gleitet.
Wahrscheinlich fragen sie sich, was ich mit so einem Typen zu tun habe, der eine zerissene Jeans und eine Lederjacke anhat, eine Kippe in der Hand, die Kapuze über dem Kopf und eine Menge Authorität ausstrahlt.
Nur schon seine Anwesenheit ist einschüchternd.
"D-darf ich deinen Namen-"
"Nein."
Überrascht sehe ich ihn an, doch lasse mich nicht aus der Fassung bringen. Nur dieses eine Wort spricht er aus, doch ich kann jetzt schon sagen, dass seine Stimme wunderschön ist.
Ich muss mich bedanken und ihn vielleicht auch kennenlernen?
"Mein Name ist übrigens Madeline, aber jeder nennt mich Mady."
"Ist mir scheißegal."