Kapitel Zwei – Der Mörder verfolgt mich

1638 Words
Sydneys Sicht „Nicht schon wieder! Ich glaube dir verdammt noch mal nicht!“, stieß Mr. Douglas hervor und starrte meinen Retter hinter mir an. Ein tätowierter, muskulöser Arm schlang sich besitzergreifend um meine Schulter. Seine rauen Finger streiften meine zarte, blasse Haut und ließen meinen Körper erzittern. Spürte er es auch? Ich bekam Gänsehaut bei seiner elektrisierenden Berührung! Ich wollte vor Scham sterben. Was zur Hölle! Warum reagierte ich so heftig auf den Mörder? Vielleicht, weil ich keinerlei romantische Erfahrung mit der männlichen Spezies hatte. Was sollte ich mehr erwarten, wenn mir vier Leibwächter auf Schritt und Tritt folgten? „Halte dich an die Regeln oder verschwinde, Douglas. Das Mädchen ist tabu.“ Seine strenge Stimme ließ mein Herz vor Angst flattern. Mr. Douglas murmelte Flüche. „Ich werde es dir heimzahlen, du Arschloch! Pass auf!“ Nachdem er mir einen angewiderten Blick zugeworfen hatte, schritt er hinaus. Ich atmete tief durch und drehte mich langsam zu meinem Retter um. Ich wollte ihm nur schnell danken und um mein Leben rennen. Doch als ich in seine whiskyfarbenen Augen sah, versank ich in ihren Tiefen. Ohne Sonnenbrille und Jacke wirkte er wie ein sündiger Traum. Seine Arme und sein Hals waren voller Tattoos, die ihm eine dunkle, gefährliche Aura verliehen. Er war genau das, wovor eine Frau wie ich sich fernhalten sollte. Aber als sein Blick sich in meinen bohrte, stockte mir der Atem, und ich rang nach Worten. „Was führt dich um diese Uhrzeit hierher?“ Sein arroganter, herablassender Ton ließ mich die Zähne zusammenbeißen. Hielt er mich etwa für minderjährig? Er mochte älter sein, aber das machte ihn nicht überlegen. Ich schob seinen Arm von meiner Schulter und starrte ihn angewidert an. „Das geht dich nichts an.“ Ich wich zurück, für den Fall, dass er mich packte und in seinem Kerker einsperrte. Er packte meinen Ellbogen fest, und mir schwirrte der Kopf. „Das geht mich etwas an, du undankbares Mädchen!“ „Ich bin dir dankbar, dass du mich gerettet hast. Aber das gibt dir nicht das Recht, über mich zu urteilen. Lass mich los.“ Ich versuchte, meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, aber ohne Erfolg. Sein eiserner Griff wurde nur noch fester, und ich wusste, dass er einen Abdruck auf meiner blassen Haut hinterlassen würde. „Nein. Ich kann dich nicht allein lassen, bis du mir antwortest. Mit wem bist du zusammen?“ Seine Augen funkelten entschlossen, und kein noch so großer Widerstand brachte ihn dazu, mich loszulassen. „Ich bin dir gegenüber nicht verantwortlich.“ Ich wehrte mich noch mehr, aber er zog mich in seine Arme und hielt mich dort gefangen. „Bist du von zu Hause weggelaufen?“ Er kniff die Augen zusammen, während mir ein entsetzter Schrei entfuhr. Woher wusste er das? War ich so offensichtlich? „N-nein. Warum sollte ich? Lass mich bitte in Ruhe. Ich gehe nach Hause.“ Er ließ mich abrupt los, und ich taumelte rückwärts. Die Muskeln in seinem Arm spannten sich an, als er sie vor seiner breiten Brust verschränkte und mich mit schief gelegtem Kopf musterte. Es schien, als könne er in meiner Seele lesen, und das gefiel mir nicht. Ich wollte der Inspektion entfliehen. Hat er mich freigelassen? Mit einem zögernden Blick in seine Richtung wirbelte ich herum und rannte um mein Leben. Ich wusste nicht, wohin ich rannte, aber ich musste weg von ihm. Seine Anwesenheit machte mich klaustrophobisch, und der verurteilende Blick in seinen Augen gab mir das Gefühl, eine Verbrecherin zu sein. Die dröhnende Musik hatte aufgehört, und der Laden schloss für heute Abend. Ich blickte auf das Meer von Menschen, die zum Ausgang strömten. Was für eine Zeitverschwendung! Ich bekam keinen Schluck zu trinken oder einen Bissen zu essen. Ich rannte blindlings der Menge hinterher, wollte nur noch weg. Mir schwirrte der Kopf vom Mangel an Essen und Schlaf. Es war unvermeidlich! Ich war diesen hektischen Zeitplan nicht gewohnt. Ja, ich war die ganze Nacht in meinem Zimmer geblieben, aber nur zum Lernen oder um einen Film zu sehen. Jetzt war die Szene zu verwirrend. Um mich herum eine betrunkene, seltsame Menge, und ich war wie auf Kohlen. Seltsamerweise kam niemand auf mich zu, sondern warf mir seltsame Blicke zu, als wäre ich eine gruselige Kreatur. Sie blickten mich an, dann hinter mich und rannten um ihr Leben! Wer war hinter mir? Sollte ich hinschauen? Mein Herz klopfte vor Angst, als ich so schnell ich konnte davonrannte. Auf halbem Weg zur Tür drehte ich den Kopf, um nachzusehen. Es war wieder der tätowierte Killer mit seinen drei Schergen! Ich blieb stehen und starrte ihn an. „Warum verfolgst du mich?“ Eine Sekunde später war er neben mir. „Ich bringe dich nach Hause, Prinzessin.“ Ein Zittern durchfuhr mich, als er meinen Spitznamen aussprach. Prinzessin! Das gefiel mir. Seine Worte drangen in meinen Kopf, und ich geriet in Panik. Nein, ich musste ihn irgendwie davon abbringen, sonst würde er merken, dass ich aus meinem Haus geflohen war. Es war eine Erleichterung, dass ich ihm meine Identität noch nicht verraten hatte. „Nein. Ähm, ich meine, ich habe mein Auto.“ Ich lächelte ihn nervös an, während er mich aufmerksam beobachtete. „Danke für dein Angebot.“ Er beobachtete mich immer noch still, und ich rannte zur Tür, begierig darauf, von ihm wegzukommen. Ich spürte, wie sein Blick ein Loch in meinen Hinterkopf bohrte. Aber ich drehte mich nicht um. Er war ein Killer, soweit ich wusste, und je schneller ich von ihm wegkam, desto besser für mich. Ich rannte zum Parkplatz zu meinem Auto. Ich hörte Schritte hinter mir. Verfolgte mich der tätowierte Killer noch immer? Bevor ich weitergehen konnte, überholten mich zwei stämmige Männer und versperrten mir den Weg. „Wo gehst du hin, Kätzchen?“, lallte der eine und versuchte, aufrecht zu stehen. „Schnapp sie dir, Robbie. Wir nehmen sie mit ins Studentenwohnheim“, lallte der andere. Ich geriet in Panik und wirbelte herum, um zurück zum Nachtclub zu rennen. Tränen der Hilflosigkeit strömten mir übers Gesicht, während ich um mein Leben rannte. Die Männer folgten mir und lachten über meine missliche Lage. „Hab keine Angst, Kätzchen. Wir kümmern uns gut um dich“, neckte mich der eine. „Ja, du wirst um mehr betteln“, kicherte der andere. „Lass mich in Ruhe. Verschwinde!“, schrie ich in meiner Panik. Wo waren jetzt die Türsteher? Konnten sie die beiden nicht aufhalten? „Sie ist schüchtern!“, sagte einer. „Ich mag sie schüchtern und kurvig“, sagte der andere und schmatzte. Mir wurde übel, und ich rannte zur Tür. Sie war unbewacht, und ich riss sie auf, um hineinzugehen und mich zu verstecken. Aber vielleicht war es die schlimmste Nacht meines Lebens. Ich drehte den Kopf, um sie anzusehen, prallte aber in meiner Eile gegen eine harte Säule. Seltsamerweise legten sich zwei Arme um mich, und ich keuchte. „Ganz ruhig, Prinzessin!“, sagte die Wand und ließ mich erstarren. Scheiße! Die Wand war niemand anderes als der tätowierte Killer! Doch er war besser als die beiden Männer, die hinter mir her waren. „Bitte, lass sie verschwinden!“ Meine Stimme war nur ein Quietschen, doch er hörte, wie ich mich hinter sich schob. Er starrte die beiden mit geballten Fäusten an und wartete darauf, dass sie näher kamen. Sie marschierten herein und erbleichten bei seinem Anblick. „Scheiße, Boss! Wir wollten gerade gehen!“, sagte einer zitternd vor Angst. „Tut mir leid, Boss“, sagte der andere und taumelte rückwärts, fast vor Angst in die Hose. „Mach dich bereit, für immer zu gehen. Du bist gefeuert. Mike, kümmer dich um sie!“, schrie mein Retter. Haben die beiden Männer also für ihn gearbeitet? Dann wäre er ein noch größerer Verbrecher, oder? Mike führte sie weg, aber ich zitterte noch mehr, anstatt erleichtert zu sein. Was würde er jetzt tun? Ich kam näher, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie weg waren. „Ähm, danke. Ich war auf dem Weg zu meinem Auto, als sie mich anhielten.“ Ich schenkte ihm ein falsches Lächeln, während er mich weiter anstarrte. Sollte ich gehen? Er hatte immer noch kein Wort gesagt, und ich wirbelte herum und rannte hinaus. Diesmal rannte ich den ganzen Weg zu meinem Auto. Ich musste hier raus und zu einer Werkstatt, um mein Auto lackieren zu lassen. Nur so konnte ich meine Familie abwehren. Zum Glück erreichte ich mein Auto unversehrt und startete. Nach fünf Minuten war ich wieder auf der Straße, Richtung San Diego. Mein Körper schmerzte von den Strapazen des Tages, aber ich hatte noch meilenweit vor mir, bevor ich schlafen konnte. Doch ich bereute meine Entscheidung, von zu Hause wegzulaufen, nicht. Ich würde lieber sterben, als Rafael Ortiz zu heiraten. In ein paar Stunden würde meine Familie aufstehen. Sie würden durchdrehen, sobald sie meinen Stunt entdeckten. Die Polizei würde mich überall jagen. Ich musste mein Auto sofort renovieren, ihm ein neues Gesicht verpassen. Aber wie? Keine der Werkstätten hatte geöffnet, und es wäre Selbstmord gewesen, zu denen zu gehen, die geöffnet hatten. Nach meinem alptraumhaften Erlebnis im Nachtclub traute ich mich nicht mehr, auszusteigen. Mein Blick fiel in den Rückspiegel, und ich runzelte die Stirn über den schwarzen Jeep hinter mir. Er war da, seit ich Carlsbad hinter mir gelassen hatte. Verfolgte er mich? Ich beschleunigte, doch er folgte mir, wohin ich auch ging. Mein Herz zog sich vor Angst zusammen. Als wäre meine Familie nicht genug. Jetzt hatte ich auch noch einen gruseligen Stalker. Wohin sollte ich nur gehen? Der Jeep beschleunigte, um die Distanz zwischen uns zu verringern, und ich schnappte nach Luft, als ich den Mann hinter dem Lenkrad bemerkte. Es war niemand anderes als der tätowierte Killer! Was wollte er? Warum verfolgte er mich?
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