Kapitel 6

1082 Words
Dienstagmorgen. Schultag Nummer zwei. Am Morgen war es dasselbe gewesen. Die übliche morgige schlechte Laune inklusive dem Stress. Mein Dad war wie gestern mit dem Laptop auf dem Schoß eingeschlafen. Er arbeitete zu viel und machte danach keine Pause. Vermutlich übernahm er sich, aber ausreden würde er sich das nie lassen. Gerade kam ich am Schulhof an. Ich bog nicht wie sonst zu meinen Freunden ab, sondern steuerte geradewegs auf den anderen Teil des Hofs zu. Dorthin, wo Jack und seine Gang abhingen. Normalerweise machte ich einen weiten Bogen um sie, wie alle anderen auch. Aber heute nicht. Heute wollte ich Jack die Meinung sagen. Und es war auch die perfekte Ausrede, um eben nicht zu meinen Freunden gehen zu müssen. Jack stand wie immer im Mittelpunkt, umringt von seiner kleinen Gang. Sie bestand aus Joel, der beste Freund. Sina mit dem Todblick, Lucy, die laut und auffällig war. Mac und Marty, die sich kaum voneinander unterscheiden ließen, außer dass einer tiefer sprach. Die berüchtigte Gang. Jeder wusste, dass man sich besser nicht mit ihnen anlegte. Und ich ging direkt auf sie zu. Jack fiel bald auf, dass ich ihn aufsuchen wollte. Scheinbar hatte er meine schlechte Laune gefühlt. Es war ein Wunder, dass er mir entgegen kam. Ich funkelte ihn an und er grinste frech. Im Grunde waren wir das exakte Gegenteil voneinander. Kaum war ich in Hörweite, meinte er: "Kätzchen, immer wieder schön, wenn du mich so schwerverliebt ansiehst." Ich versuchte ruhig zu bleiben, denn diese Unterhaltung sollte unter uns bleiben. Als wir voreinander ankamen, fragte ich: "Verliebt? Auf was für Drogen bist du, Jack?" "Ja, dir auch einen wundervollen guten Morgen. Gut siehst du aus." Genervt antwortete ich: "Hör auf damit." Mir war selbst klar, das ich scheiße aussah. Ich sah komplett fertig und übermüdet aus. Da half nicht mal mehr Make-up, das machte es nur ein bisschen besser. Er ließ sich nicht beirren und antwortete: "Das ist mein Ernst. Gestern warst du übrigens richtig freundlich. Die Arbeit tut dir gut, dort sollte ich dich öfters besuchen." Er zwinkerte mir zu, was mich auf die Palme brachte. Todernst fing ich an: "Jack, das grenzt an Stalking. Außerdem fühle ich mich belästigt, wenn du mich ständig ansiehst. So kann ich nicht arbeiten." "Ach, also lenke ich dich ab? Habe ich diesen Effekt auf dich, Kätzchen?" Bald riss ich ihm ernsthaft den Schädel ab. Er war extrem gut darin mich zu provozieren. Keine Ahnung, was er sich davon versprach. "Nenn mich nicht so. Und nein, du hast keinen Effekt auf mich. Es geht darum, das es einen allgemein ablenkt, wenn man angestarrt wird." Ich verschränkte meine Arme und sah ihn böse an. Hoffentlich kam die Nachricht richtig an. Er lachte leise und sagte danach: "Du bist süß, wenn du wütend bist." Ich grummelte und ging einfach an ihm vorbei. Dieses Gespräch hatte absolut nichts gebracht. Damit hatte ich meine Zeit verschwendet. Die Eingangstür der Schule war in der Nähe und darauf ging ich zu. Meine Freunde mussten auf meine strahlende Gesellschaft verzichten. Den Stress wollte ich mir ersparen. Das Gebäude hatte ich mittlerweile betreten und ging zu meinem Spind. Dort holte ich die Bücher, die ich für den Tag brauchte. Gerade als ich den Spind zu knallen wollte, lehnte sich Sina neben mich. Was war jetzt los? Seit wann sprach sie mit mir? Dann eine aus der Gang von Jack. Mit erhobener Augenbraue erhielt sie meine volle Aufmerksamkeit. "Mia, die Prinzessin." Ok, was wollte sie? Eigentlich würde ich das als Beleidigung einstufen, aber ihre Stimme klang freundlich. Es verwirrte mich mehr, weshalb ich ihr keine Antwort gab. Sina fuhr fort: "Du bist echt ein Arschloch zu Jack." Sie musste deshalb lachen und die Fragen wurden gehäuft. Was zur Hölle wollte sie von mir? "Gut, deiner Fresse nach fragst du dich, warum ich dich anspreche. Ich finde es nur witzig, wie du mit Jack umgehst. Der kleine Gartenzwerg hat Feuer unterm Arsch. Jedenfalls wollte ich dich fragen, ob du zu meiner Geburtstagsparty kommst." Sina reichte mir einen Zettel. "Es wäre cool, wenn du kommst und da steht meine Adresse drauf. Samstag und um acht startet es." Schon ging sie und ich starrte den Zettel an. War mir das gerade wirklich passiert? Die größere Frage: Warum wollte sie mich auf ihrer Party haben? Klar, die böse Gang schmiss gerne Partys, aber da waren wir nie eingeladen gewesen. Einfach noch nie. Das war ein bisschen verrückt. Nein, da würde ich nicht hingehen. Trotzdem stopfte ich den Zettel in meine Tasche. Man wusste nie, ob sich eine Meinung änderte. Außerdem war ich ewig nicht mehr auf einer Party gewesen. Hm, ja gut, ich könnte es mir überlegen. Schon hörte ich die Stimme von Miranda: "Mia, was wollte die denn von dir?" Das klang, wie eine Beleidigung und es störte mich. Deshalb wurde mein Gesichtsausdruck sehr ernst. "Das war Sina und das dürftest du erkannt haben." Meine Antwort war bissig und mein Gesichtsausdruck spiegelte das wieder. Sina war nichts als nett zu mir gewesen. Miranda sollte sich zusammenreißen. Sie sah mich sehr überrascht an. Oh, da fiel mir mein Racheplan ein. Verdammt, ich sollte nett zu ihr sein, ansonsten schoss ich mir selbst in den Fuß. Ich seufzte und mein Gesichtsausdruck wurde weicher. "Sorry, Miranda. Das war nicht ok, ich bin einfach gestresst." Ihre Lippen zierten ihr ach so perfektes Lächeln. "Schon gut, Mia. Du hast sehr viel zu tun." Miranda nickte mit dem Kopf in die Richtung in der unser Klassenraum lag. Klar, ich war ihr Hund, sie konnte mir Befehle erteilen. Ich tat, wie befohlen und grüßte Misha und Riley. Sie erwiderten es und Misha lächelte mich an. Interessant, wie die Dinge sich entwickelten. Vielleicht wurde dieses Jahr nicht zu schlimm. Nur wollte ich endlich den Stein ins Rollen bringen, um die perfekte Rache auszuüben. Helfer wären gut. Misha war vermutlich leicht zu knacken, zumindest wies das gestrige Gespräch darauf hin. Sie könnte ich nett auf meine Seite kriegen. Riley, hm, vielleicht konnte ich etwas ausgraben. Erpressung war zwar nicht unbedingt nett, aber durchaus eine Option. Jedoch war Misha ausreichend. Ich musste nicht mit meiner Rache eskalieren. Plus Miranda hatte viele Feinde gesammelt in all den Jahren. Es sollte leicht werden, Verbündete zu finden. Oh, vielleicht die böse Gang. Das war eine Option. Ja, jetzt musste ich mich an einen echten Plan setzen und nicht nur von der perfekten Rache träumen. Die Spiele mochten beginnen, ich bereitete mich darauf vor. Die Königin der Schule würde ich entthronen. Meine Zeit würde kommen und das bald.
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