Der Alpha aus dem Himmel
"Stirb! Stirb! Stirb!"
Meine Mutter schrie, während sich ihr Griff um meinen Hals verstärkte. Die rechte Seite meines Gesichts presste sich gegen den schmutzigen Boden, heiße, schmerzvolle Tränen liefen über meine Wangen.
Die Tränen meiner Mutter tropften auf mein Gesicht, während sie schrie. Ich konnte den Schmerz in ihren Tränen spüren, aber ich war nicht besser dran, als ich unter ihrem festen Griff zappelte.
Ich weinte und bettelte um Luft, wimmernd vor Schmerz. Ich wollte schreien, doch es gelang mir nicht. Ihr Griff um meinen Hals war so fest, dass meine Stimmbänder nutzlos wurden. Langsam wurde mir schwindelig, meine Tränen verschwommen die Sicht auf unser brennendes Haus.
"Bitte," flüsterte ich kaum hörbar, und die Schmerzen, die mich durchzogen, begannen mich niederzudrücken.
Das war das einzige Wort, das mir einfiel, das einzige, das über meine Lippen kam. Aber dieses Wort galt nicht meiner Mutter.
Es war ein Flehen an die einzige Person, die mir Trost spendete – meinen Vater.
Ich flehte meinen Vater an, aus dem Feuer zu kommen und mich vor meiner Mutter zu retten.
"Du verfluchtes Kind! Ich wusste immer, dass du ein Dämon aus der Hölle bist! Wie konntest du es wagen, meinen Mann zu töten?! Du hast ihn ins Feuer zurückgeschickt, und jetzt ist er tot!" Meine Mutter schrie in unaufhaltsamer Qual.
Ihre Worte durchbohrten mein Herz wie ein Pfeil, mein Verstand weigerte sich zu glauben, was meine Ohren gerade vernommen hatten. Das konnte nicht wahr sein, oder? Ich starrte meine Mutter mit weit aufgerissenen Augen an, erfüllt von Unsicherheit und... Entsetzen.
"Tot?" brachte ich keuchend hervor.
Die Worte meiner Mutter hallten gnadenlos in meinen Ohren wider. Mein Herz zog sich in meiner Brust zusammen, als hätte sie ihre Hände hineingebohrt und drückte es genauso fest wie meinen Hals.
"Papa kann nicht tot sein! Er kann einfach nicht tot sein! Er hat es mir versprochen! Er hat mir versprochen, dass er mit Mr. Waffles zurückkommt," dachte ich laut.
Ich musste mich selbst davon überzeugen, dass er nur zurückgegangen war, um mein Lieblingsspielzeug zu holen – Mr. Waffles, den Teddybären, den er für mich gekauft hatte.
Und das wäre die einzige Erinnerung, die ich an ihn haben würde.
"Ich werde dich umbringen! Du wirst für das, was du getan hast, sterben!" Ihre Schreie wurden lauter und drohender.
Dann hörte sie ein Wimmern und einen Ruck an ihrem Hemd. Der Schrei meiner Zwillingsschwester riss mich in die Realität zurück.
Hanola, meine Zwillingsschwester, hielt sich fest an Mamas Kleid und schrie aus vollem Hals.
Meine Mutter, die gerade dabei war, ihren ganzen Zorn über mich zu entladen, vergaß mich in diesem Moment völlig und auch alle Todesdrohungen, die sie eben noch ausgesprochen hatte.
Sie ließ sofort meinen Hals los und eilte zu ihrer "goldenen" Tochter, Hanola. Ich beobachtete, wie Mutter und Tochter sich auf das Gras setzten und einander in den Armen weinten, mich völlig ignorierend.
Ich wusste nicht, was passiert war, aber plötzlich begann ich nach Luft zu schnappen. Atmen wurde schmerzhaft, die Luft war schwer von Asche und Rauch unseres brennenden Hauses.
Jeder Teil meines Körpers schmerzte; von meinem Kopf über meinen Nacken bis hinunter zu meinem Magen. Meine Mutter hatte mir vor Wut in den Magen getreten, und nun fühlte es sich an, als brenne alles in mir.
Ich stöhnte vor Schmerz und wollte zurück zum Feuer kriechen und nach meinem Papa rufen. Ich war sicher, dass er mich hören und herauskommen würde, wenn ich nur laut genug schrie.
"Papa! Papa!! Bitte hilf mir! Es tut so weh! Ich halte den Schmerz nicht aus!"
Ich brauchte ihn, um zu mir zurückzukommen. Er konnte mich nicht allein lassen. Ich konnte nicht allein mit meiner Mutter sein. Ich wusste, sie war meine Mutter, aber ich war nicht ihre Tochter. Ich brauchte meinen Vater.
Denn wenn er nicht zu mir zurückkehrte, würde meine Mutter mein Leben zur Hölle machen, mehr als je zuvor.
Da traf ich eine Entscheidung. Wenn mein Vater nicht zu mir kommen würde, dann würde ich zu ihm gehen. Also sammelte ich all meine verbleibende Kraft. Ich streckte einen Arm aus und zog mich in Richtung Feuer.
Als ich mich vorwärts bewegte, streckte ich den anderen Arm aus und kroch noch einen Schritt näher ans Feuer. So kroch ich weiter, entschlossen, meinen Vater dort zu treffen.
Tränen des Schmerzes flossen über meine Wangen, brannten auf meinen Augenlidern. Oder war es das Feuer? Ich wusste es nicht und es war mir auch egal. Alles, was ich wollte, war, ihn wiederzusehen. Der Wunsch, meinen Vater zu treffen, überwältigte meinen Verstand.
Als ich näher zum Feuer kam, war die Hitze so intensiv, dass ich zurückweichen musste. Ich versuchte es erneut, aber ich konnte die Hitze nicht ertragen. Ich brach in Tränen aus, nannte mich selbst einen Feigling. Wie konnte ich zurückweichen, wenn mein Vater mutig in das Feuer gerannt war?
Ich versuchte es wieder, aber die Flammen brannten mich, und ich konnte es nicht ertragen. Ich versuchte es unzählige Male, aber ich konnte mich einfach nicht überwinden, ins Feuer zu gehen.
Alles, was ich tun konnte, war, erneut zu weinen. Meine feuchten Kleider wurden durch meine Tränen noch nasser. Es war mir egal! Alles, was ich wollte, war mein Vater. Ich wollte ihn zurück.
"Herr Feuer, gib mir meinen Papa zurück! Du kannst Mr. Waffles haben, aber bitte gib mir meinen Papa zurück!" Ich schluchzte wieder.
Ich weinte so heftig, dass meine Knöchel schmerzten und das Atmen schwer fiel. Ich weinte um meinen Vater, aber die Tränen brachten ihn nicht zurück. Dennoch hielt ich an einem winzigen Funken Hoffnung fest, dass er für mich zurückkommen würde.
Ich schaute mich um und stellte fest, dass meine Mutter mit meiner Schwester verschwunden war. Panik ergriff mich; hatten sie mich auch verlassen? Ich begann laut zu weinen, doch niemand war in der Nähe.
Ich begann in Richtung des Waldes zu laufen, auf der Suche nach meiner Mutter und meiner Schwester. Ich wollte nicht allein in dieser Welt bleiben.
"Mama! Hanola!"
"Bitte lasst mich nicht allein!"
"Papa ist weg!"
"Bitte lasst mich nicht allein."
"Ich verspreche, brav zu sein, Mama!"
Ich weinte und rief nach meiner Mutter und meiner Schwester, während ich tiefer in den Wald wanderte. Ich wusste nicht, dass ich bereits die Grenze unseres Rudels überschritten hatte.
Während ich weinte, hörte ich ein lautes Knurren hinter mir. Ein fauliger Gestank lag in der Luft, und mein Körper erstarrte vor Angst.
"Papa! Rette mich!" schrie ich, als meine Augen auf die feurigen Augen eines Wolfes trafen.
Ich war erst sieben Jahre alt und wusste nichts über Streuner, aber ich wusste, dass dieser Wolf definitiv nicht aus unserem Rudel stammte. Der Wolf stieß ein weiteres, ohrenbetäubendes Knurren aus, und ich schrie vor Angst.
Ich drehte mich um und rannte so schnell ich konnte, meine kleinen Beine trugen mich durch den Wald. Ich wurde müde und stürzte zu Boden. Ich sah, wie der Wolf seine Pranken nach mir ausstreckte.
Ich erwartete, dass er mir den Kopf abreißen würde, aber überraschenderweise passierte nichts. Stattdessen hörte ich ein weiteres Knurren, diesmal von jemand anderem. Es war ein Junge, er war nicht in seiner Wolfsform.
Ich sah zu, wie der Junge in seiner menschlichen Gestalt gegen den Wolf kämpfte und ihm innerhalb von Minuten den Kopf abriss. Der Junge kam langsam auf mich zu und hockte sich hin, um mir ins Gesicht zu schauen.
Ich wollte nicht, dass mein Retter Angst vor mir hatte, also bedeckte ich mein Gesicht mit meinen kleinen Händen.
„Kleines Mädchen, warum bist du allein in diesem Wald? Wo sind deine Eltern?“
„Mein Papa wurde von Herrn Feuer weggetragen, und ich kann meine Mama und Hanola nicht finden.“ antwortete ich, mein Gesicht immer noch verborgen.
„Ich bin sicher, deine Mama und Hanola suchen dich gerade. Gehörst du zu diesem Rudel?“
„Ja, ich habe mich verlaufen. Ich kenne den Weg nicht.“ erwiderte ich.
„Komm, ich bringe dich zum Palast. Der Alpha wird deine Mama und Hanola finden, okay?“
Ich nickte, aber weigerte mich weiterhin, ihm mein Gesicht zu zeigen.
„Kleines Mädchen, warum versteckst du dein Gesicht?“
„Weil ich ein Monster bin. Ein Fluch mit schwarzen Augen. Ich möchte dir kein Pech bringen. Du bist mein Retter.“ erklärte ich.
Ich hörte ihn leise lachen. Ich spürte, wie er meine Hände von meinem Gesicht löste, und ich schloss fest meine Augen. Ich wollte nicht, dass er meine Augen sah.
„Öffne deine Augen, sonst werde ich wütend.“
Ich wollte nicht, dass er wütend wird, also öffnete ich langsam meine Augen. Ich erwartete, dass er mich verfluchen oder vor mir weglaufen würde, doch stattdessen sah ich, wie er mich anlächelte.
Er war so gutaussehend.
„Wie heißt du?“
„Ich heiße Koko, Koko Magnus.“
„Hör mir gut zu, Koko. Du bist kein Monster und kein Fluch mit schwarzen Augen. Du bist einfach einzigartig und schön auf deine eigene Weise.“
„Eines Tages wird deine wahre Schönheit vor demjenigen erscheinen, der dich wirklich verdient, okay?“
Ich nickte. „Wie heißt du, Retter?“
„Nenn mich einfach den Alpha aus dem Himmel,“ sagte er und lächelte mich an.
Als er mich zurück zum Rudel trug, wünschte ich mir, dass die Mondgöttin mich zu seiner Gefährtin machen würde.
Er war wirklich vom Himmel gesandt.