Deal?

1018 Words
3. Kapitel  Die Queen lief durch den Flur voraus. Sie wollte das Ganze alleine in ihrem Büro besprechen. Wütend folgte ich ihr und meiner Mutter durch Gänge des Schlosses. In ihrem Büro angekommen, schloss sie die Tür, nachdem alle dort drinnen waren. Ich musste mich echt zusammen reißen, um nicht noch mehr meine Wut zur Außenwelt zu bringen. Es war verdammt schwer. Nun standen wir in einem kleinen Kreis in ihrem großen roten und vor allem edlen Büro. Niemand sprach. Eindringlich und wütend sah ich meine Mutter an, die ihren gewohnt arroganten Ausdruck auf dem Gesicht behielt. Es herrschte noch immer stilles Schweigen. „Ich erwarte eine Erklärung!", forderte ich noch möglichst ruhig. „Du führst ab sofort eine Beziehung für einen bestimmten Zeitraum mit meinem Sohn", meinte die Queen locker, als wäre es das Normalste der Welt falsche Beziehungen zu führen. „Warum sollte ich das tun?", fragte ich sie kopfschüttelnd. Auf so eine Art hatte mich (außer natürlich Pru) noch niemand erlebt. „Deine Mutter und ich haben einen Deal", erzählte sie plötzlich. Was für einen verdammten Deal? Harvey schwieg durchgehend. Ich riss meine Augen weit auf und sah von meiner Mutter zu Queen Ruby und wieder zurück. Was für einen verdammten Deal?! „Du führst eine Beziehung mit ihm und deine Mutter bekommt eine Gehaltserhöhung", spuckte sie es aus. Fassungslos sah ich meine Mutter an. „Was ist, wenn ich das nicht akzeptiere?", fragte ich nun ernst. „Dann wird deine Mutter gekündigt", antwortete diese teuflische Person vor mir mit einem spitzen Lächeln. „Das meinen Sie doch nicht ernst", meinte ich fassungslos. „Sehr wohl", sie lächelte elegant. „Richtet meine Mutter ihre Arbeit nicht gut aus?", fragte ich mit schiefen Kopf. „Doch, sehr wohl", antwortete die Queen und sah meine Mutter lächelnd an. Ich konnte die Meinung meiner Mum nicht definieren. „Was springt für mich raus?", fragte ich gebannt. „Meine Aufmerksamkeit", Harvey sagte zum ersten Mal etwas und lachte rau. Ich verdrehte die Augen und sah schnell wieder zur Queen. „Du bekommst Privatunterricht", antworte sie mit hinterhältigen Lächeln. Welchen Hacken hatte das Ganze? In dieser Sekunde bekam ich ein Flashback. „Was bedeutet für euch Musik?", hatte meine damalige Musiklehrerin gefragt und richtete ihre braune Hornbrille. Sie nahm mich als erste dran.
„Musik erzählt für mich Geschichten", antwortete ich ehrlich und lächelte leicht. Alle fingen an zu lachen. Ich verstand nicht, was daran so amüsant war. „Die sieht auch in alles Geschichten", ein Junge lachte spöttisch. Mich verletzten die Aussagen der Anderen, auch wenn sie das nicht durften. Ich biss die Zähne zusammen und verkniff mir eine Träne. „Wie lange?", ich stellte Fragen, wie ein Kriminalbeamter bei seinem neusten Fall. „6 Monate", die Queen strich sich über ihr Kostüm. Ich zog scharf die Luft ein. „Habe ich eine Wahl?", meine Frage ließ mich klein und schwach wirken, als dann auch noch das harsche Nein der Queen folgte, war es offiziell. Mein Blick ging für einen Moment zu Boden. „Und er hat zugestimmt?", fragte ich nun und richtete meinen Blick zu Harvey, der sich gegen die rote Wand lehnte. „Er hat keine andere Wahl", die Queen grinste ihren Sohn an. Es war ein teuflisches Grinsen. Ich seufzte. „Deal?", wie gerne würde ich der Queen ihre Haare dafür ausreisen. Ich hatte keine Wahl. „Okay", antwortete ich leise. „Die Beziehung muss echt wirken. Sonst weißt du ja, was passiert", fügte sie hinzu. Unsicher nickte ich. „Und du auch", sie nickte ihrem Sohn zu. Nun führte ich also eine falsche Beziehung mit dem zukünftigen König von Großbritannien. Was hatte ich mir da nur eingebrockt? Schließlich gingen wir zurück in den Ballsaal. Die Queen lief voraus, meine Mutter danach und ich war das Abschlusslicht. Bevor die Queen allerdings die Tür öffnete, sah sie Harvey und mich mahnend an. Harvey zwinkerte mir zu und griff nach meiner Hand. Ich zog sie weg. Mit schiefen Blick sah er mich an. Ich zögerte, doch legte meine Hand in seine. Dann wurde die Tür geöffnet und wir liefen nacheinander hinein. Mein Herz schlug schneller. Nun standen Harvey und ich im Fokus. Ohne es erst zu merken, drückte ich Harvey's Hand fest. Ich fühlte mich wie ein vorgeführtes Tier. Die Leute klatschen und dann war da noch das helle Blitzlicht, das mich fast nichts sehen ließ. Harvey lächelte unwiderstehlich, während ich mir ein kleines Lächeln aufzwang. Ich hoffte, dass es nicht zu sehr erzwungen aussah. Der Fokus lag eine ganze Stunde auf uns. Diese Stunde kam mir vor, als würde sie enden. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen, aber wenigstens lachten sie nicht. Ein paar Leute stellten. Es waren normalen Fragen, wie seit wir zusammen sind und etwa unnormalere Fragen, wie viele Kinder wir bekommen wollen und wann wir heiraten. Ich war erst 17 und er 18. Wir konnten diese Leute, die teils mehr als 20 Jahre älter als wir waren, so etwas denken? Es war mir ein Rätsel. Durch Harvey's anscheinend gute Überredungskünste durften wir nach einer weiteren halben Stunde gehen - natürlich zusammen. Ich wollte im Flur gerade los rennen - einfach weg von ihm, doch er zog mich schwunghaft zurück und ich landete fast in seinen Armen. Er näherte sich mir. Ich begann zu zittern. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Seine Lippen berührten mein Ohr. „Wir müssen ab sofort in einem Bett schlafen", flüsterte er in mein Ohr. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper. Ich war es nicht gewohnt, einem Jungen so nah zu sein. Diese Nähe war mir so unbekannt. Doch ich reagierte schnell und schubste ihn von mir. „Träum weiter", zischte ich und sah ihn scharf an.  „Das ist Teil des Deals", er grinste spitz. „Das ist KEIN Teil des Deals", meinte ich sicher. „Dann wird es ein Teil des Deals werden", er grinste so teuflisch, wie seine Mutter. „Du... du bist so widerlich", beschimpfte ich ihn, drehte mich um und machte ich auf den Weg zu Pru. Ich brauchte jetzt unbedingt jemanden zum Reden. Sonst würden mich meine Gedanken vermutlich im Schlaf ermorden.
Free reading for new users
Scan code to download app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Writer
  • chap_listContents
  • likeADD