Chapter 2

1889 Words
Damon's Pov Mit bunten Nike Sneaker, einer engen Jeans, einem weißen Top und einem dunklen Blazer betrat sie den Raum. In Millisekunden war ich gefesselt von ihrer Präsenz. Sie schien genau die Jade zu sein, die vor Jahren so gut kannte. Doch irgendetwas schien anders an ihr zu sein. Nie hatte ich gedacht, dass wir uns je wieder sehen würden. Auch wenn die Hoffnung von Tag zu Tag immer stärker wurde. Jade merkte man die Anspannung sofort an, als sie mir in die Augen sah. Doch trotzdem verhielt sie sich vollkommen professionell und versuchte ihre Anspannung zu überdecken. War sie sauer? War sie nervös? Ganz genau konnte ich das nicht deuten. Ich war allerdings sicher, dass sie am liebsten geradewegs aus dem Raum gerannt wäre. Die gesamte Zeit fiel es mir unglaublich schwer mich auf die besprochenen Punkte der geplanten Kooperation zu konzentrieren. Heimlich beobachtete ich immer wieder Jade und die verschiedensten Szenarios verwirklichten sich in meinem Kopf. Was wäre gewesen, stellte ich mir immer wieder in meinen Gedanken. Was wäre gewesen, wenn wir einfach zu zweit abgehaut wären.  Heimlich beobachtete ich also Jade, wie sie sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr strich, oder wie sie sich leicht auf die Unterlippe biss vor Konzentration und wie sich ihre Wangen immer wieder rosig färbten, was ich damals immer so genoss. Also Konzentration sah definitiv anders aus.  Dann begann ich mir immer wieder neue Fragen zu stellen. Hatte Jade einen Freund? War sie vielleicht sogar schon verheiratet? War sie glücklich? War dieser Jeffery irgendein enger Bekannter von ihr oder sogar mehr, auch wenn er mir schwul erschien? Aber man bewertet kein Buch anhand seines Deckels. Was war in ihrem Leben in den letzten sechs Jahren passiert? Keine einzige dieser Fragen konnte ich mir allein beantworten. Doch mir war definitiv klar, dass ich dringend mit ihr reden musste. Es fühlte sich wie eine Pflicht. Die Frage war allerdings viel mehr, ob sie mich nach all den Geschehnissen überhaupt ausreden lassen würde. Nach zwei Stunden, die mir unglaublich lange vorkamen, verließen endlich Dior und Gucci den Raum. Natürlich nicht wortwörtlich. Endlich neigte sich dieses Meeting, welches das vermutlich längste Meeting meines Lebens war sich dem Ende zu. Im Inneren atmete ich erleichtert aus bei dem Gedanken endlich dieses bedrückenden Raum verlassen zu können. In den ganzen zwei Stunden hatte ich kaum ein Wort gesprochen. Mein Vater unterdessen hörte gespannt den Worten Jade’s zu und redete mit ihr stetig weiter über die geplante Kooperation. Dann haute mich ein Satz mehr als nur aus den Socken. Mein Herz blieb so gut wie stehen, als ich diesen Satz hörte. „Miss Hodgens, wären Sie damit einverstanden in der Zeit der Kooperation meinen Sohn Damon Stone in ihren vier Wänden aufzunehmen, um mit ihm das Projekt vor Ort zu planen“, fragte mein Vater in seiner gewohnt professionellen Stimmlage. Jade schluckte sichtlich, strich sich eine blonde Haarsträhne vorsichtig hinter ihr rechtes Ohr und antwortete dann mit kontrollierter Stimme: „Selbstverständlich wäre das kein Problem, Mister Stone.“ Mein Vater nickte nur zufrieden und klatschte in die Hände. Währenddessen kam ich mir gerade vor wie ein Kleinkind, für welches eine Beschäftigung gesucht wurde, so wie er über meine zukünftigen Tätigkeiten redete. „Er kann ab morgen das Büro neben meinem einnehmen, solange das Projekt läuft. Ich freue mich auf eine erfolgreiche, zielstrebige Arbeit gemeinsam“, sagt nun Jade und strich sich ihre Jeans glatt. Mein Vater nickte zufrieden und die Beiden reichten sich die Hände. Dann gingen wir auch schon aus dem beengten Raum. Vor diesem erklärte ich ihm, dass ich mir Miss Hodgens noch etwas bezüglich des Büros klären wollte und er doch schon fahren sollte. Ich würde mir später ein Taxi rufen. Er nickte lächelnd, klopfte mir auf die Schulter und machte mir noch ein Kompliment über meine Zielstrebigkeit und harte Arbeit. Dann stieg er auch schon in den Aufzug. Nervös drehte ich mich um und sah im nächsten Moment auch schon Jade und ihren Assistenten Jeffery Bishoo aus dem Meetingraum herauskommen. Sie redeten noch miteinander. Zielstrebig lief ich auf Jade zu und versuchte möglichst selbstbewusst zu wirken. „Können wir noch etwas besprechen?“, fragte ich Jade mit einer ziemlich ruhigen Stimme, was ungewohnt war. Diese schluckte nervös und antwortete dann nickend mit einem „Sicher“. Jeffery sah sie ein letztes Mal an und lief dann an ihr vorbei zu den Aufzügen. Jade und ich liefen erst zurück in den Meetingraum, als es sich Jade anders überlegte und auf den Aufzug deutete zu ihrem Büro. Also liefen wir zum Aufzug und fuhren zwei Stockwerke nach oben. Zwischen uns herrschte eine unbeschreiblich unangenehme Stille. Oben angekommen waren wir schließlich komplett alleine. Ich folgte Jade in ihr Büro. Auch wenn in dieser Etage nur ihr Büro war, schloss sie die Tür hinter sich. Dann lief sie zu einem der großen Fenster und fragte mit überraschend angenehmer Stimme: „Sie wollten noch etwas besprechen bezüglich der Kooperation?“ Ich nickte selbstbewusst, doch plötzlich war mein gesamter Mut vollkommen verschwunden. Wir waren uns so fern, wie noch nie. Aber was hatte ich auch anders erwartet. Jade sah mich nun vollkommen streng an und ich sah ihr an, dass sie mich am liebsten aus dem gesamten Gebäude schmeißen würde. „Es tut mir Leid, Jade. Es tut mir Leid, dass ich dich verlassen habe. Doch am Ende wollte ich nur die absolute Sicherheit für dich und die hättest du an meiner Seite nicht bekommen“, sagte ich vollkommen eingeschüchtert. Jades Stimme wurde zornig. Sie konnte meine Entscheidung nicht nachvollziehen. „Zusammen hätten wir das überstanden, Damon“, sie fauchte förmlich und sprach meinen Namen aus, als wären wir Erzfeinde. Vielleicht sah sie mich ja wirklich so an. „Nein, jeden weiteren Tag, den du mit mir verbracht hast, steigerte die Gefahr immer weiter für dich. Verdammt Jade! Du hättest draufgehen können“, sagte ich nun mit lauter Stimme. „Wenn ich draufgegangen wäre, dann wäre ich bis zu diesem Zeitpunkt glücklich gewesen. Außerdem wäre ich weder belogen noch hintergangen gewesen“, fauchte sie nun und sah mich aus zusammen gekniffenen Augen an. Traurig seufzte ich auf und schüttelte den Kopf, auch wenn ich keines Wegs das Recht dafür hatte. „Ich habe dich vermisst“, sagte ich nun aus ganzer Seele und blickte sie hoffnungsvoll aus großen Augen an, in der Hoffnung, dass ich dadurch etwas erreichen würde. Für einen kurzen Augenblick schien sie sanfter zu werden. Doch dann fauchte sie erneut sauer auf. „Raus aus meinem Büro!“, befahl sie mir wütend. Und es war vollkommen legitim von ihr so zu handeln. Ich verweilte eine Sekunde und warf ihr einen letzten verzweifelten Blick zu. Dann öffnete ich die Tür, trat hinaus und schloss diese. Es würde nie wieder so werden wie früher und es war einzig und alleine meine Schuld. Mit mehr oder weniger neutraler Miene lief ich zum Fahrstuhl. Ich drückte auf den Knopf für herunterfahren und schloss meine Augen für einen Moment, um das Geschehen zu verarbeiten. Wie soll die ganze Zeit der Kooperation in ihrer Nähe so aushalten? Soll ich einen anderen Mitarbeiter engagieren? Ich musste nicht lange auf den Aufzug warten. Die Türen öffneten sich und Assistent Jeffery trat hinaus, während er mich mitleidig anblickte. Wusste er was passiert ist? Hat Jade ihm etwas erzählt? Ich trat in den Aufzug und drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss. Der Aufzug raste nach unten und ich hätte das ganze Geschehen am liebsten rückgängig gemacht. Ich rief mir ein Taxi und machte mich auf den Weg weg von Pyper. Vielleicht hatte Jade recht. Vielleicht hätte ich sie nie auf diese Weise alleine lassen sollen. Doch sie hatte sie mittlerweile zu einer unglaublichen starken Person entwickelt?! Die ganze Fahrt lange musste ich immer wieder an Jade denken. Jade und ihr Lächeln von damals. Die Unbeschwertheit. Sie war noch genauso wunderschön, wie vor ein paar Jahren. Wenn nicht sogar noch schöner. Wie Drogen nahm sie meine gesamten Gedanken ein, nicht dass ich Erfahrung in diesem Bereich habe. Doch so kam es mir vor. Seit dem ich Jade den Rücken fälschlicherweise zu gedreht hatte, hatte ich keine Freundin, romantische Bekanntschaft oder etwas ähnliches. Keine einzige Frau konnte ich mehr auf diese Weise anblicken. Jade konnte man nicht einfach so austauschen. Es war schlichtweg unmöglich. Glücklicherweise glaubten meine Eltern an die wahre Liebe und hatten es sich nicht zum Ziel gesetzt mich mit jemanden zu verkuppeln.  Das Taxi brachte mich an das Ende von Brooklyn, wo ich in einem Haus wohnte. Dort stieg ich galant aus dem Taxi, reichte dem Fahrer sein Geld und lief ins Haus. Es hatte mir damals schon das Herz gebrochen, Jade zurückzulassen. Sie leiden zu sehen. Doch auch wenn sie das nicht einsieht, es war für ihre eigene Sicherheit und diese war unglaublich wertvoll. Ich hätte es nicht ertragen können, aber es wäre in keinem Falle eine Option gewesen, dass sie ihr wundervolles Leben verliert. Also beschloss ich, dass es besser für sie wäre, wenn ich einfach verschwinden würde. Das würde den Schmerz zu Hass umwechseln und Jade könnte vielleicht besser damit umgehen.  Nachdem Jade weinend von mir weggerannt war und damit auch ein großes Stück meines Herzens mit sich nahm, flog ich direkt am nächsten Tag nach Boston. Das erleichterte einiges. Sie konnte kein Gespräch mit mir suchen. Ich nahm ihr jegliche Möglichkeit dazu. In Boston studierte ich dann ziemlich erfolgreich und erzielte einen guten Abschluss. Dort lebte ich auch bis vor ziemlich genau zwei Monaten. New York war im Vergleich zu Boston vollkommen anders. Die Nacht wurde viel eher zum Tag gemacht und ich lief viel mehr Touristen über den Weg.  Mein bester Freund Twain lebte nun in Australien. Er interessierte sich sehr für Biologie und wurde unglaublicherweise Forscher. Die Vorstellung von Twain mit natürlich einem Vollbart an einem Mikroskop in Australien, konnte mich nur zum Lachen bringen ehrlich gesagt. Schließlich betrat ich erleichtert mein Haus, indem ich mich mehr als nur wohl fühlte trotz der Leere. Meine Aktentasche ließ ich neben der Eingangstür stehen. In meinem lieben Zuhause schmiss ich erst einmal die Krawatte von mir und schlüpfte aus diesem mehr oder weniger lächerlichen Anzug. Dad hatte ihn ausgesucht, was den seltsamen Geschmack erklärte. Er meinte mit diesem Anzug würde ich Respekt erhalten in jedem Raum, den ich betrete. Ich vermutete allerdings das genaue Gegenteil würde passieren. Ich sah aus wie ein alter Mann. Anschließend setzte ich mich in Boxershorts vor den Fernseher. Ich schaltete ihn an und sah mir irgendeine seltsame Reality Sendung, wobei ich allerdings nur fast einschlief. Meine Gedanken waren vollkommen von Jade andauernd eingenommen. Es war nicht vermeidbar. In den letzten sechs Jahren hatte ich fast durchgehend an sie gedacht, was unglaublich schmerzte. Auch wenn ich mir zunächst streng vorgenommen hatte, dass ich sie vergessen würde, gelang mir das einfach nicht. Ich dachte, dass das das Beste für uns Beide sei.  Doch jetzt als ich sie live und in voller Realität wieder sah, schien mein Körper fast vor Gefühlen zu explodieren. Es waren wahnsinnig viele unbeschreibliche Emotionen. Doch auch wenn, meine Anwesenheit sie heute anekelte, konnte ich nicht anders als mich auf den nächsten Tag zu freuen. Ich konnte es kaum erwarten in ihre wunderschönen Augen zu blicken mit dem Wunsch sie in meine Arme zu nehmen, auch wenn das mal wieder verdammt kitschig war.
Free reading for new users
Scan code to download app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Writer
  • chap_listContents
  • likeADD