Jade's Pov
Nach einer ganzen Stunde, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, waren wir immer noch im Aufzug. Mittlerweile machte ich mir wirklich sehr starke Sorgen. Die restliche Zeit hatten Damon und ich mit dem angenehmen Schweigen verbracht. Unter meinem Hintern befand sich immer noch der Aufzugboden, der inzwischen echt ungemütlich war.
Ich sollte mal über Kissen im Aufzug nachdenken, doch dann würde ich wahrscheinlich eingewiesen werden, denn den Wasserspender in anderen Aufzug fanden meine Mitarbeiter ja auch schon kurios. Doch ich fand die Idee geil und ließ mir deshalb auch von niemanden meine Meinung verbiegen.
,,Komm wir spielen das Fragenstellen-Spiel!", schlug Damon nun mit belustigter Stimme vor. Das konnte er nicht ernst meinen. Wir sind nicht mehr in der High School und sind es auch schon lange nicht mehr.
,,Ich bin kein Teenager mehr", meinte ich gelangweilt und schüttelte den Kopf.
Damon reckte sich und lehnte sich an die Wand.
,,Merkt man, du bist echt langweilig geworden", sagte er mit ernster Stimme und zuckte mit den Schultern. Ich biss mir wütend die Zähne zusammen und antwortete dann:
,,Sagt ja mal genau der Richtige!“ Dann war er tatsächlich ruhig, was ziemlich ungewohnt für einen Damon Elliot Stone war.
,,Was hast du in den letzten Jahren gemacht?", fragte Damon schließlich nach ein paar vergangenen Minuten.
,,Ich leite Pyper", antwortete ich mit möglichst ruhiger Stimme..
Dann war es wieder ruhig.
In romantischen Filmen hätten sich jetzt die zwei Protagonisten im Aufzug geküsst und es wäre romantisch geworden. Doch in diesem Fall waren die zwei Protagonisten Damon Stone und Jade Hodgens und von uns konnte man da nicht viel erwarten. Die Romantik war gestorben, als er mich hintergangen hatte.
Gegen fünf Uhr abends kam endlich ein Handwerker und befreite uns aus dem Aufzug. Schnell gab ich ihm ein großzügiges Trinkgeld und verschwand über die Treppen in mein Büro. Dort schmiss ich mich förmlich auf meinen Bürostuhl. Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss erschöpft die Augen für einen Moment. Dann entsperrte ich meinen Mac und arbeitete so konzentriert wie möglich weiter. Ohne den Vorfall mit dem Aufzug wäre ich arbeitstechnisch so viel weiter gekommen. Danke an das Schicksal. Echt ein großes Dankeschön.
Doch ich konnte es mittlerweile nicht mehr leugnen. Vielleicht war das auch gar nicht Sinn der ganzen Sache. Damon machte mich nervös. Das war nun eine feste Tatsache, auch wenn ich es hasste darüber nachzudenken. Ich war kein Teenie in der Hormonentwicklung und doch war es so.
Ich hatte mal von einem Spruch gehört. Wenn du dich zum ersten Mal verliebst, verliebst du dich in die Person. Beim zweiten Mal verliebst du dich jedoch in die Erinnerungen.
Jetzt redete ich mittlerweile schon von Verliebtsein. Ich sollte mir eine Auszeit gönnen. Doch in welche Erinnerung sollte ich mich von uns verlieben, denn unser Ende war scheiße. Ich werde mich nicht verlieben. Warum benutzte ich dieses verdammte Wort überhaupt? In meinem Leben existiere nur die Liebe zu meiner Familie und meinen Freund.
Meine Gedanken wurden schließlich durch mein klingendes Handy unterbrochen. Mister Stone Senior rief an. Jetzt musste ich ein und ausatmen. Dann musste ich mich erst einmal beruhigen. Schließlich nahm ich ab.
,,Hallo Mister Stone", begrüßte ich ihn mit gewohnt professioneller Stimme.
,,Guten Abend Miss Hodgens. Ich wollte sie fragen, ob sie l**t hätten bei einem kleinen Geschäftsessen mit meinem Sohn und mir heute gegen sieben Uhr im De Bellaviro teilzunehmen?", fragte Mister Stone Senior mit freundlicher und dennoch sehr professioneller Stimme. Er war definitiv ein Profi in dem Business.
Ich ließ mir die Daten einige Male durch den Kopf wandern, bis ich schließlich zustimmte. Ich liebte italienisches Essen. Nach einer Verabschiedung legte ich mein iPhone wieder auf meinem Schreibtisch ab und arbeitete weiter. Ich hatte viel nachzuholen. Dieses Geschäftsessen würde ich schon irgendwie überstehen. Das würde ich schaffen, denn das müsste ich. Den Aufzug hatte ich ja bereits überstanden.
Das De Bellaviro war ein angesehenes Restaurant in New York, dennoch musste ich zugeben, dass ich irgendwie Domino's Pizza oder Olive Garden bevorzugte. Allein die Preise waren nun mal überzeugender und diese gezwungene Vornehmheit. Außerdem war es auch kein authentischer Italiener. Am Ende mochte ich es nicht vornehm essen zu gehen und auf alles achten zu müssen. Wer mochte das schon? Wahrscheinlich genug Prominente oder Möchtegern-Prominente.
Um kurz vor halb sieben stand ich von meinem Schreibtisch auf und nahm mir alle meine Sachen. Schließlich lief zum Aufzug an der Seiten des Gebäudes. Jeffery war bereits früher gegangen. Er hatte heute ein Tinder Date. Ich war froh Damon nicht im Aufzug zu treffen und fuhr in entspannter Stimmung den Aufzug hinunter. Wenn ich jetzt stecken bleiben würde, hätte ich immerhin Datenvolumen. Im Parkhaus lief ich zielstrebig auf meinen Wagen zu und stieg in diesen mehr als lächelnd ein.
Den Kauf meines Range Rover würde ich nie im Leben bereuen, denn selbst, wenn ich ihn nur ansah, musste ich lächeln. Doch der Faktor Umwelt störte mich immer noch. Es war kompliziert einen Range Rover zu fahren und gleichzeitig auf sustainable fashion zu setzen.
Direkt startete ich Spotify auf meinem Handy und startete meine Playlist mit dem besonders kreativen Titel 'New' und wer mich kennt, weiß meinen Sarkasmus zu schätzen.
Mein Handy verband sich immer automatisch mit dem Auto, weshalb ich schon die ersten Beats des Liedes Roses von The Chainsmokers durch die Lautsprecher hören konnte. Es war nun mal ein Klassiker.
Lächelnd fuhr ich los und verließ die Garage. Anschließend durfte ich durch die vielbefahrenen Straßen New York fahren. Was ein Vergnügen. New York hatte am Ende des Tages Vor- und Nachteile und dieses gehörte definitiv zu letzterem.
Um kurz vor sieben Uhr abends parkte ich in der Tiefgarage des Restaurants.
Schnell schloss ich noch meinen Wagen ab und lief los. Ich mochte es im Gegenteil zu anderen nicht meinen geliebten Wagen von einem Chauffeur parken zu lassen. Das erledigte ich immer lieber selber.
,,Folgen sie mir doch bitte Miss Hodgens, sie werden bereits erwartet", meinte eine Kellnerin mit dunkelbraunen Haaren und einem unglaublich falschen Lächeln freundlich.
Lächelnd folgte ich hier zum Aufzug, der schnell hoch fuhr. Dann lief ich mir ihr zum Tisch, an welchem Mr. Stone und Damon bereits gerade saßen und miteinander redeten. Als sie mich sahen, unterbrachen sie ihre Konversation und standen auf, um mir aus Höflichkeit die Hand zu reichen.
,,Vielen Dank", bedankte ich mich freundlich bei der Kellnerin, die sofort wieder verschwand.
,,Einen wunderschönen guten Abend, Mrs. Hodgens", begrüßte mich Mr. Stone Senior. Lächelnd nickte ich und wir schüttelten uns höflich die Hände. Damon und ich taten das Gleiche Sekunden später „Guten Tag Mister Stone und Mister Stone“, begrüßte ich die beiden mit einem charmanten Lächeln. Danach setzten wir uns alle wieder an den Tisch, nachdem ich mir meinen Mantel ausgezogen hatte.
Es lagen bereits Speisekarten auf dem Tisch, also begannen wir erst einmal in den Karten leise für uns zu lesen. Die Entscheidung bezüglich Essen fiel mir meistens recht schwer. Auch dieses Mal wusste ich nicht, ob Lasagne oder Pizza Alfredo die richtige Entscheidung für mich war. Es ging hier ja wirklich um Leben und beinahe schon Tod.
Dann kam auch schon die Kellnerin und wir bestellten, wobei ich mir ein Glas Mineralwasser bestellte. Soda mochte ich einfach nicht. Das Essen hörte sich gut, wie immer an. Dieses Mal entschied ich mich also für eine Lasagne Bolognese. Ich stand nicht wirklich auf Kaviar oder Trüffel.
,,Haben Sie bereits ein paar Ideen mit meinem Sohn sammeln können?", fragte Mr. Stone Senior interessiert nach, nachdem die Kellnerin mit unseren Bestellungen hinter einer Ecke verschwand.
,,Dank unser heutiges Meeting kann ich ihre Frage bestätigen", lächelte ich freundlich und Mr. Stone Senior nickte.
,,Das ist schön zu hören", meinte Mr. Stone lächelnd und wir sah uns beide kurz abwechselnd an. Ich nickte lächelnd.
Wenig später kam auch schon zum Glück dann das Essen. Das Wasser in meinem Mund lief auch schon beim bloßen Ansehen zusammen. Während des Abendessen klingelte dann plötzlich das Handy, welches 'natürlich' ein iPhone sein musste, von Stone Senior.
Dieser musste sich kurzfristig verabschieden und verschwand schnell mit einer großen Entschuldigung, denn es müsste etwas in der Firma geklärt werden. Sein Sohn sollte das Essen aus Höflichkeit allein mit mir beenden, denn eine Lady ließe man ja nicht alleine am Tisch sitzen.
Nach dem Essen wollte ich mich eigentlich bei Damon verabschieden, um schnellstmöglich in die Kissen meines Bettes fallen zu können. Doch Damon bat mich darum ihn mitzunehmen, da sein Vater das Auto genommen hatte. Ohne wirklich darüber nachzudenken, welche Folge mein Handeln noch haben könnte, sagte ich zu. Nettigkeit floss mal wieder förmlich durch meine Adern. Das hieß wohl, dass ich den Großteil des ersten Viertels von meiner Serie verpassen würde. Danke dafür, Damon, Schicksal oder wer auch immer dafür verantwortlich ist.
Das war dann also auch der Grund, weshalb wir nun zu zweit in meinem Auto saßen. Ich sah beinahe schon krampfhaft auf die Straße. Diese Nähe war ungewohnt. Selbst der Aufzug gab mir mehr Freiraum. Ich hätte Damon echt befehlen sollen hintern zu sitzen.
Damon nannte mir seine Adresse in Brooklyn, worauf mir nichts anderes übrig blieb als den Anweisungen auf dem Navigationsgerät zu folgen und mich in Richtung der Hölle des Löwen zu begeben. Die Straßen New Yorks waren leerer, wie sonst was ich auf die Uhrzeit in Kombination mit der Jahreszeit deutete. Deshalb waren wir am Ende auch schnell bei seinem Zuhause angekommen, als es das Navigationsgerät zuvor noch vorher gesagt hatte.
Vor einer ziemlich großen Villa in Brooklyn machte ich anschließend Halt. Ich war darauf vorbereitet ihn einfach nur rauszuschmeißen. Ich meine, was sollte ich sonst noch mit ihm machen? Tee trinken vielleicht?
„Willst du noch mit reinkommen?“, fragte mich nun plötzlich Damon, woraufhin ich mehr und mehr nervös wurde. Wollte ich noch mit reinkommen? Jade, wolltest du dir das wirklich antun?