Szene 9

938 Words
Hart schlug er auf den Boden auf und entfachte eine neue Welle des Schmerzes in seinem Körper. Sein Körper zitterte unter dem Leid und den Blutverlust, während er selbst immer noch in einer eisigen Schwärze gefangen war. Er wollte seine Augen öffnen, doch es ging nicht. Sein Körper fühlte sich so unglaublich schwach an. Irgendetwas wurde neben ihn auf den Boden geworfen und dann hörte er, wie die Zellentür geschlossen wurde. Schritte entfernten sich und er spürte, dass er wieder alleine war. Seine Hand ballte sich zu einer Faust. Warum war er hier? Wieso haben sie solange weitergemacht? Er wusste doch nichts. Nie hatte 6357 mit ihm über Fluchtpläne gesprochen und auch er hatte ihm keinen Ort genannt, wo es sicher sein konnte. Vielleicht war es besser, wenn er einfach liegen blieb und nie wieder aufwachte. Anders würde er hier doch eh nie wieder rauskommen. Er wollte sich fallen lassen. Loslassen und in die unendliche Schwärze abtauchen, doch dann spürte er diese Vibration in seinem Inneren. Seine Atmung wurde schwerer, doch er rührte sich nicht. Er hasste diese Prozedur, doch er wusste, dass es auch bald wieder aufhörte. Immer wieder entwich ihm ein leises Stöhnen, doch er versuchte sich nicht darauf einzulassen. Schließlich wusste er, dass es nichts brachte. Die Erregung würde niemals so entladen werden, wie er es gerne gehabt hätte. Sein Herz schlug noch schnell, als die Vibration schließlich stoppte und er sich langsam aufrichtete. Scheinbar durfte er noch nicht sterben. Ein Fakt, der ihn ein wenig missbilligte, doch er griff dann nach dem Verbandskasten, den man ihn in die Zelle geworfen hatte und begann sich so gut es ging zu verarzten. Natürlich war die Schere und die Pinzette entfernt worden. Er hatte nur Pflaster und Verbände. Obwohl Verbände... Er wog sie nachdenklich in seiner Hand hin und her. Wickelte sie ein wenig ab und zog testweise kräftig daran. Sie hielten schon etwas aus, aber selbst wenn er eine Wächterin überwältigen konnte. Was dann? Er kannte doch nur zwei Wege: Den zum Melkraum und den zum Verhörzimmer. Als er damals hierher gebracht wurde, war er bewusstlos gewesen. Sonst hätte er niemals zugelassen, dass man ihn auszog und dieses Ding um seinen p***s machte. Das Metall klimperte, als er leicht dagegen schlug. Es war lächerlich und diese verdammte Narbe an seiner Leiste. Er wusste genau, warum sie dort war. Durch sie kam dieses vibrierende Ding in seinen Körper. All das war doch lächerlich, aber er wusste genau, warum er noch lebte: Wegen seinem Sperma und den eher selteneren Farben. Braune Haare und grüne Augen. Langsam hatte er alle Schnitte und Verbrennungen verarztet, wodurch er mit einem Seufzer erst einmal sitzen blieb. Es war ein komisches Gefühl alleine hier zu sein. Seit er hier war, saß eigentlich immer 6357 auf seinem Bett und lächelte ihn an. Wollte neue Geschichten von der Außenwelt hören und war wie ein kleines Kind, dem man vom Schlaraffenland erzählte. Er hätte es nicht tun sollen, aber damals war er so frustriert gewesen, dass man ihn hier eingesperrt hatte. Dass man ihn geschnappt hatte, dass er nicht anders konnte. Er war doch selbst gerade mal auf der Stufe zum Mann gestanden, als man ihn so demütigte. Sie beraubten ihm seiner Kleidung, seines Namens und seiner Freiheit. Alles nahmen sie ihm. Selbst die Möglichkeit zu masturbieren. Dieser Käfig ist ihm jeden Tag ein größerer Dorn im Auge. Er möchte endlich mal wieder einen richtigen Orgasmus haben. So einen wie damals... Sofort unterbrach er die Gedanken und schüttelte heftig den Kopf, als er merkte, dass sein p***s wieder unangenehm gegen den Käfig drückte. Es war vorbei. Sie würde wahrscheinlich eh nicht mehr leben. Schließlich stand auf das Verstecken eines Mannes die Todesstrafe. Wieso? Warum hatten sie das damals überhaupt getan? Sie hätten ihn einfach erfrieren lassen sollen. Er spürte, wie sich Tränen in seine Augen schlichen, bevor er zittrig Luft holte. Nein, es brachte nichts, wenn er jetzt weinte. Davon wurde die Welt auch nicht besser und außerdem war es vergangen. Er konnte daran nichts mehr ändern und sie hatten bestimmt ihre Gründe, warum sie ihn als Säugling aus einer Mülltonne geholt hatten. Außerdem wenn er ehrlich zu sich war, dann war er ihnen mehr als dankbar dafür. Denn solange er lebte, bestand die Möglichkeit, dass es besser werden würde. Irgendwann. Er musste nur am Leben bleiben. Ja, nur überleben. Mehr war wirklich nicht nötig und solange er nicht groß auffiel und brav seine Sachen tat, war dies durchaus möglich. Er hoffte, dass es mehr Frauen dort draußen gab. Frauen, denen die Männer nicht egal waren und die alles daran setzten sie zu befreien. Ja, dann... dann konnte es wirklich besser werden. Er musste leicht lächeln und sah auf die vielen Verbände und Pflaster. Sein Körper schmerzte immer noch, doch er fühlte sich schon wieder leichter an. Um einiges leichter, denn er hatte Hoffnung. 6357 war noch nicht zurückgekehrt, also gab es dort draußen noch Orte an denen Männer frei sein konnten oder sogar Frauen, die diese Freiheit unterstützen. Ja, es gab noch Hoffnung. Daran glaubte er ganz fest. Das musste er tun, sonst würde er langsam wahnsinnig werden oder gar jeden Lebenswillen verlieren. Er musste sich an diese Möglichkeit festklammern. Daran, dass es dort draußen Unterstützung gab. Frauen, die ihnen die Freiheit zurückgeben wollten und Orte, an denen sie sicher waren. Es musste sie geben. Irgendwie gab es sie doch immer. Immer dann wenn Unrecht geschah und dieses hier war das bisher größte in der Geschichte der Menschheit. Es konnte nicht ungesehen bleiben und vor allem konnte es nicht akzeptiert sein. Das musste gestoppt werden. Es musste aufhören, bevor es gänzlich zu spät sein würde...
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