2. Kapitel

1548 Words
Den nächsten Tag verbrachte ich hauptsächlich damit Klavier und Gitarre zu spielen. Ich war viel zu aufgeregt auf den Tag darauf und da konnte eben nur die Musik helfen. Ich hoffte so sehr, dass 'das Wunder' bei mir auch so gut wirkte wie bei Miriam. Ich wünschte es meiner Familie fast mehr als mir selber. Sie konnten so auch wieder etwas glücklicher werden... Am Abend lag ich lange wach in meinem Bett, bis ich merkte, dass jemand mein Zimmer betratt und Kyle an mein Bett tratt. Kyle war der älteste von uns. Er war bereits 22, dann kam Atlanta, die 20 war, Aiden war 18, Dylan 17 und die Zwilinge Meik und Mason 16.  Alle meine Brüder waren Badboys, ausser Kyle. Er war für mich sowas wie ein Ersatzdad. Immer wenn Mum und Dad auf Geschäftsreise waren, was sehr oft vorkam, war er bei mir so oft er konnte. Meistens war das nur abends, da er selber auch noch arbeiten musste.  Die anderen Jungs wollten mir nicht sagen, wehalb sie so geworden waren. Die ständigen Schlägereien, die vielen Partys, die vielen Mädchen. Mum hatte es mir immer erzählt, wenn die Jungs wieder etwas angestellt hatten und als ich sie darauf ansprach und sie fragte, ob sie wusste, warum sie so waren, blockte auch sie ab. Genauso wie Dad und Kyle. Nur Atlanta hatte da einige Andeutungen zu diesem Thema gemacht. Sie sagte, sie machten sich Sorgen um mich. Es machte ihnen Angst, wenn sie sahen, wie ich manchmal einfach nur wie ein lebloser Zombie auf einen Fleck starrte. Sie sagte, dass es für die Jungs schwer war, nur daneben zu stehen und selber nichts dagegen tun zu können. Sie fanden es Schrecklich tatenlos und auch wehrlos zu sein. Sie waren sonst nie wehrlos oder dergleichen etwas.  Ich zog den Schluss daraus, dass ich, oder eher mein Zustand, meine Brüder zu dem gemacht hatte, was sie jetzt waren. Es war auch nicht gerade einfach zu wissen, dass man selbst Schuld hatte.  So ganz so hatte meine Schwester das zwar nicht gesagt, aber es war deutlich genug. Ich war zwar todkrank, aber noch lange nicht dumm oder unaufmerksam.  „Hallo Prinzessin", flüsterte Kyle, als er merkte, dass ich noch wach war und ihn ansah.  „Hey Kyle", flüsterte ich zurück. Kyle setzte sich auf einen Stuhl, der neben meinem Bett stand. Und fing an zu reden:„Morgen ist es soweit. Ein neuer Versuch mit einem neuen Medikament. Und ich wollte dich fragen, für wen du diesen Versuch startest." Zuerst war ich verwirrt. Dann antwortete ich ehrlich:„Na für mich selber und für euch." „Bist du ganz sicher?" Ich nickte,„Ja das bin ich. Kyle, wenn das Medikament bei mir anschlägt, dann kann ich vielleicht auf eine normale High School. Zusammen mit den Zwillingen, Dylan und Aiden! Das ist das, was ich mir schon immer gewünscht habe." Kyle nickte sichtlich zufrieden.  „Gut. Dann versuch jetzt zu schlafen. Ja? Es ist schon spät", sagte er und wollte schon wieder aufstehen und gehen als ich ihn zurückhielt.  „Kyle?" „Ja?" „Bleibst du bei mir?" Er kam zu mir zurück, legte sich zu mir und sagte im sanften Ton:„Natürlich, Prinzessin. Immer." Dann schlief ich in den Armen meines Bruders friedlich ein. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Als ich am nächsten Morgen erwachte, war es erst 7:00 Uhr und trotzdem lag Kyle nicht mehr neben mir. Atlanta hette mir zwar erzählt, dass unsere Brüder am liebsten und meistens bis Mittags schliefen. Sogar wenn sie eigentlich Schule hätten. Das übliche Badboy Getue eben.  Das galt dann wohl nicht für Kyle.  Plötzlich ging die Tür auf und John tratt mit einem kleinen Tablett ins Zimmer. „Ah gut, du bist schon wach", sagte er und stellte das Tablett auf dem Stuhl neben meinem Bett ab. Darauf befand sich ein kleines Frühstück mit einer heissen Schockolade, ein Glass Wasser und zwei mittelgrosse Tabletten.  „Und? Bist du bereit?", fragte mich John und streckte mir das besagte Wasser und die Tabletten entgegen.  Ich atmete noch einmal tief ein und aus, dann nickte ich und nahm die drei Dinge entgegen. Während ich die Tabletten schluckte, erklärte mir John, dass ich sie immer ungefähr um die selbe Zeit schlucken musste. Und ich durfte zwei Stunden bevor ich sie schluckte nichts essen, sondern nur Wasser trinken. Das war für mich nicht weiter schlimm.  Als er fertig war mit den ganzen Erklärungen, und er sich vergewisserte, dass ich alles verstanden hatte, was er mir erzählte liess er mich in Ruhe frühstücken. Ich fragte mich aber die ganze Zeit, warum Kyle einfach gegangen war, ohne mir Bescheid zu geben oder wenigstens eine Nachricht zu hinterlassen, was meine Familie sonst normalerweise machte. Ich beschloss den Gedanken zur Seite zu schieben. Er hatte schon seine Gründe und ich vertraute ihm, wie auch dem Rest meiner Familie. Nach dem Frühstück ging ich zur "Schule", die sich am Ende des Ganges befand und ich die einzige Schülerin war. Mit einem energielosen Seufzen liess ich mich an einen Tisch fallen und wartete gespannt darauf wieder etwas über  Geschichte zu erfahren, nicht.  Wenn es ein Fach gab, das ich für richtig unnötig hielt, war es eindeutig Geschichte.  Was nützte es der Jugend von heute, wenn wir wussten, was zum ersten Weltkrieg führte oder zum Zweiten? Rückgängig konnten wir es eh nicht mehr machen! Oder ein anderes Fach, das es meiner Meinung nach nicht geben sollte, war Kunst! Was brachte uns das im Leben, wenn wir wussten, wie man einen Baum zeichnete? Aber trotzdem war ich froh, dass mir meine Eltern einen Privatlehrer bezahlten und ich somit etwas zu tun hatte und nicht den ganzen Tag in meinem Zimmer sass und im Selbstmitleid badete. Ausserdem, wenn das Wunder wirklich half, musste ich nicht noch einmal in der ersten Klasse anfangen. Jeeeiii. Am Mittag ging ich in die Cafeteria der Klinik, nahm als erstes meine beiden Tabletten und dann a*s ich kurz eine Kleinigkeit, um später noch einmal zur "Schule" zu gehen.  Dieses Mal freute ich mich schon mehr, da ich jetzt drei Stunden Spanisch hatte und das mein absolutes Lieblingsfach war. Auf dem zweiten Platz meiner Lieblingsfächer war Deutsch.  Mir war es einfach wichtig diese Sprachen zu können, da ich später einmal einige Monate nach Südamerika und Deutschland gehen wollte - vorausgesetzt ich lebte bis dahin noch. Natürlich liebte ich Musik ebenfalls über alles. Da machte es mir auch nichts aus, wenn wir gerade das Thema Musikgeschichte durch nahmen.  Am Abend war es wieder genau gleich wie am Mittag, mit dem Unterschied, dass ich nach dem Essen auf mein Zimmer ging und noch etwas büffelte. Das tat ich seit einem halben Jahr fast rund um die Uhr.  Niemand aus meiner Familie liess sich heute bei mir blicken, was mich ehrlich gesagt etwas traurig machte.  Ich ging ziemlich früh schlafen, da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. John hatte mir sowieso geraten so früh wie möglich ins Bett zu gehen, um meinen Körper nicht unnötig zu belasten. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Der nächste Tag verlief ziemlich genau gleich, wie der vordere. Nur mit zwei Ausnahmen: Im Unterricht hatte ich andere Fächer und nach dem Abendessen kam mich eine ziemlich fertige und aufgeühlte Atlanta besuchen.  Atlanta hatte lange hellblonde Haare, grüne Augen und war etwa 10 Zentimeter grösser als ich es war. Sie hatte die perfekte Figur, die sich jedes Mädchen wünschte - ich miteinbezogen. Ich war schon etwas eifersüchtig auf.. - einfach alles an ihr! Sie sah nämlich nicht nur gut aus, sondern war dazu noch total schlau! Sie interessierte sich brennend für Russland. Sie sprach perfektes russisch und hat sogar vor nach den Sommerferien dort ein Auslandsjahr zu machen. Ich verstand nicht, wieso sie dort hin wollte. Schliesslich war es dort doch die ganze Zeit nur unnötig kalt.  Meine Schwester schluchzte und weinte fast die ganze Zeit, als sie bei mir war. Sie erzählte mir etwas, von wegen sie hätte Streit mit ihrem Freund Markus, wobei ich ihr kein Wort abkaufte. Markus trug meine Schwester auf Händen. Und das schon seit drei Jahren! Was könnte der Grund zu einem solchen Streit sein, der meine Schwester so fertig machte? Ich beschloss sie nicht zu fragen, da das Geschehnis, das sich abgespielt hatte, sie wirklich fertig machte.  Atlanta erkundigte sich noch, wie es mit dem 'Wunder' so vorwärtsging und ich erklärte ihr, dass John schon nächste Woche erkennen konnte ob es half oder eben nicht. Ich war jedenfalls der Meinung, dass ich schon wieder etwas zugenommen hatte. Atlanta nickte und verliess mich wieder mit dem Vorwand, dass es schon spät war und ich bestimmt müde sein musste.  Ungefähr so verging meine Woche. Morgens und Nachmittags hatte ich jeden Tag unterricht, sogar am Wochenende, ich nahm brav meine neues Medikament und am Abend kam immer jemand oder gleich zwei aus meiner Familie vorbei und erkundigte sich nach meinem Zustand. Die Jungs erzählten mir auf meine Bitte hin von der Schule und was so passiert war, obwohl sie bei diesem Thema irgendwie abwesend wirkten.  Mir fiel auch auf, dass Mason sich nie hatte bei mir blicken lassen. Das enttäuschte mich besonders. Zu Mason hatte meine engste Beziehung von allen. Sie war sogar noch enger, als die, die ich mit Atlanta hatte. Und dann war der Tag der Wahrheit endlich gekommen! Heute würde ich endlich erfahren, ob ich auf die High School meiner Brüder konnte oder nicht.  Meine Familie - Mason liess sich immer noch nicht blicken - und ich warteten schon ungeduldig, als John endlich den Raum betrat und mich aus seinen alten Augen musterte.  An seinem Gesichtsausdruck konnte man nicht schlau werden und ich hatte keine Ahnung, was er uns für eine Nachricht überbringen würde.  Ich musste schon sagen, das Pokerface hatte er echt drauf!
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