Ich packte gerade meinen kleinen Koffer und meine Gitarre ins Auto, während mir mein Vater dabei zu sah.
Heute war Sonntag und somit offiziell der letzte Tag, an dem ich in Emiliy's Home lebte - hoffentlich! -.
Das Klavier hatte ich der Klinik gespendet, die es dankend annahm.
Seit John mir und meiner Familie mitgeteilt hatte, dass ich normal zur Schule gehen konnte, war jetzt schon etwas mehr als eine Woche vergangen. In dieser Zeit redete ich nicht viel mit meiner Familie, da sie mir immer noch nicht sagen wollten, was mit Mason los war. Der hatte sich auch immer noch nicht bei mir blicken lassen.
Nachdem ich meinen Koffer und die Gitarre verstaut hatte und noch einmal zurück zu meinem alten zu Hause schaute, stieg ich ins Auto meines Vaters. Er hatte einen Audi R8 in weiss. Also eigentlich gehörte dieser meinem Dad und meiner Mum. Kyles war Schwarz. Die anderen hatten alle kein eigenes Auto, obwohl sie alle einen Führerschein hatten. Sie sagten sie hätten es nicht nötig allen unter die Nase zu reiben, wie viel Geld wir doch hatten. Atlanta sagte auch noch, dass sie sowieso gerade kein eigenes Auto bräuchte, da sie das nächste Schuljahr in Russland verbringen würde.
Sie alle zusammen hatten zwei Autos, die sie sich teilten und das klappte auch ganz gut so, sagten sie. Keine Ahnung, was das für Autos waren. Das einzige, das ich wusste war, dass sie auch ziemlich teuer waren, vier Sitzplätze und vier Räder hatten aber mehr wusste ich auch nicht über Autos.
Ich glaubte es waren zwei Volvos aber ja. Nebensache.
„Freust du dich darauf mit Mason und Meik in eine Klasse zu kommen?", brach Dad die Stille, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte.
Ich nickte. Ich freute mich wirklich, schliesslich wäre ich ja eigentlich eine Stufe unter den Zwilingen, aber irgendwie hatte mir mein Privatlehrer schon einen Teil des Stoffes aus der zehnten Klasse beigebracht. Also bin ich nun ganz offiziell eine Zehntklässlerin.
Wir fuhren eine sehr grosse Einfahrt hinauf zu unserem Haus. Ich war schon oft hier. Aber trotzdem war ich öfters - viel öfters - im Emily's.
Das Haus war ziemlich gross, aber als Villa würde ich persönlich es nicht unbedingt bezeichnen.
Es war weiss, hatte eine Veranda und ein Dach. So. Es hatte ein Wohnzimmer, eine Küche, zwei Stöcke, genug Zimmer und dazugehörige Badezimmer, einen Fitnessraum, einen riesigen Garten und einen Pool. Ich achtete nicht besonders auf das Haus. Für mich war es einfach ein Haus. Nicht mehr und nicht weniger. Dad parkierte in der Garage und sofort kam Kyle und nahm
meinen Koffer aus dem Kofferraum des Audis. Die Gitarre trug ich selber ins Haus.
Mein Zimmer befand sich im oberen Stock. Also stieg ich die Treppen nach oben und öffnete meine Zimmertür. Kyle war direkt hinter mir. Ich ging einige Schritte ins Zimmer und blieb stehen, während Kyle an mir vorbei ging und meinen Koffer aufs Bett legte.
„Auspacken kannst du selber, oder?", fragte er mich und sah mich dabei hilfsbereit an.
Ich lächelte sachte und sagte:„Natürlich!"
Er lächelte zurück und als er gerade an mir vorbei gehen wollte um zu den anderen ins Wohnzimmer zu gehen, das ich absichtlich ignoriert hatte, hielt ich ihn am Arm fest und sah ihm in die Augen.
„Ich hab die lieb, Kyle", flüsterte ich.
„Ich dich auch, Prinzessin", flüstere er zurück und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Dann verliess er den Raum und ich war allein.
Ich schaute mich in meinen Zimmer um und stellte fest, dass es überhaupt nicht verändert wurde. Es war sehr gross. An der Wand zu meiner Linken stand mein grosses Himmelbett, rechts daneben neben dem Fenster befand sich ein mittelgrosses Büchergestell mit einigen Büchern und hauptsächlich Filmen - meine Lieblingsfimle und -bücher war Twilight. Ich liebte Twilight einfach über alles! Die Bücher hatte ich sicher bereits fünfmal gelesen und die Filme etwa doppeöt so oft geschaut. Auf der rechten Seite des grossen Fensters, das auf einen kleinen Balkon führte stand ein Schreibtisch. Das einzige was neu war, war der weisse Flügel, der fast in der Mitte des Zimmers stand. Ich legte meine Gitarre ebenfalls sachte aufs Bett, trat an den Flügel und lies meine Finger leicht über die Tasten gleiten. Er war wunderschön.
Ich setzte mich auf den Hocker und begann zu spielen. 'Die fabelhafte Welt der Amélie'.
Ich liebte dieses Klavierstück. Es war eigentlich der Hauptgrund, weshalb ich unbedingt Klavierspielen lernen wollte.
Als ich fertig war stellte sich jemand an den Flügel und ich sah zu der Person hoch.
„Ja genau so will ich dich sehen: Mit einen wunderschönen Lächeln im Gesicht", sagte Atlanta und sah mich glücklich an.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich lächelte, aber ich war mir sicher, dass entweder der Flügel oder das Klavierstück daran Schuld hatte. Vielleicht waren es aber auch gleich alle beide.
„Der Flügel ist wunderschön", sagte ich zu meiner Schwester. Diese lachte und zog mich in eine herzliche Umarmung.
„Willkommen zu Hause, meine Kleine!"
Auch ich lachte und erwiderte ihre Umarmung.
Nach einer Weile lösten wir uns wieder voneinander und Atlanta fragte mich zwinkernd:„Wollen wir zusammen nach unten gehen? Mason möchte dich gerne wieder in die Arme schliessen."
„Mason ist unten?", fragte ich aufgeregt.
„Ja natürlich. Er will schliesslich auch unser jüngstes Familienmitglied wilkommen heissen", meinte sie achselzucken und schon sprintete ich an ihr vorbei die Treppe runter. Während sie mir lachend folgte, war ich bereits im Wohnzimmer angekommen und hatte Mason entdeckt. Er sah mich grinsend an und ich fiel ihm stürmisch um den Hals.
„Mase! Es ist so schön die endlich wieder zu haben! Wo hast du denn die ganze Zeit gerseckt?! Du hast dein Versprechen gebrochen", den letzten Satz flüsterte ich betrübt.
„Ja ich weiss, dass ich nicht bei dir war, aber jetzt bin ich es ja wieder", sagte er und knuffte mich spielerisch in die Seite.
Ich wusste, das da noch irgendetwas war, das mir meine Familie verschwieg. Aber ich würde schon noch dahinter kommen. Womöglich nicht heute oder morgen, aber bald schon.
Wir assen gemütlich und dann, so gegen 21:00 Uhr ging ich in mein Zimmer, machte mich bettfertig und ging schlafen. Morgen war schliesslich mein erster Schultag.
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Mein Wecker klingelte und ich sprang sofort auf, liess mich aber gleich wieder zurück aufs Bett fallen, da mir vom schnellen Aufstehen schwindelig wurde.
Als ich das Gefühlt hatte, dass es wieder ging, zog ich mir die Kleider an, die ich mir am Abend zuvor bereit gelegt hatte.
Ich trug ein schwarzes luftiges T-Shirt, eine helle Jeans und dazu noch schwarze Vans. Meine schwarzen taillelangen Haare liess ich einfach offen und ich trug wie immer eine schwarze Nerd Brille auf der Nase. Schminken tat ich mich nicht. Hatte ich noch nie getan.
Schnell schnappte ich mir noch meine Tasche und verliess mein Zimmer. Ich war richtig aufgeregt auf meine neue Schule. Würde ich sogar eine Freundin finden? Oder vielleicht gleich zwei oder noch mehr? Ich hoffte es!
Als ich unten in der Küche ankam, nahm ich mir einfach einen Apfel und lehte mich an den Türrahmen. Ich war viel zu aufgeregt, um mich zu setzten oder noch mehr zu essen.
Endlich kamen meine Brüder runter und Mason fragte mich:„Bist du bereit für deinen ersten Schultag?"
„Frag nicht so dumm! Lass uns endlich los!", antwortete ich ihm und lachte.
Meine vier grossen Brüder lachten und liefen in die Garage. Ich trottete hinter ihnen her. Atlanta und Kyle besuchten beide schon das College.
Wir fuhren mit den zwei Autos zur Schule. Im ersten sassen Dylan und Meik und ihm zweiten Aiden, Mason und ich.
Ich sass hinten und die anderen beiden vorne.
„Also, Kleine. Bleib einfach bei uns in der Nähe. Wir passen schon auf dich auf. Und halte dich am besten von den Cheerleadern, den Schulbitches, den Badboys und den Fottballspielern fern", befahl mir Mason.
„Aber ich dachte, dass ihr auch im Footballteam seid?", antwortete ich.
„Ja sind wir. Aber wir wissen, wie die anderen ticken und deshalb hältst du dich von ihnen fern", antwortete Aiden.
„Okay. Verstanden", nickte ich.
Nach 10 Minuten Fahrt, fuhren wir auf einen grossen Parkplatz, auf dem wir neben Dylan und Meik einparkten und ausstiegen. Überall waren Jugendliche und das faszinierte mich sehr. So viele Schüler und Schülerinnen auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen.
Langsam lief ich meinen Brüdern in das grosse Gebäude nach und schaute mich um. Links und rechts von mir erntete ich seltsame Blicke von meinen neuen Mitschülern.
Sie waren abschätzend, misstrauisch, herablassend und sogar angeekelt. Ich wusste nicht was hier gerade abging, aber es war ganz und gar nicht gut. Wenn ich jemandem in die Augen schaute und anlächelte, wandte dieser sofort den Blick auf den Boden oder an mir vorbei. Es wurde getuschelet und auf mich gezeigt, was das Zeug hielt, bis sich ein blondes Mädchen in 20cm High Heels, mit Minirock und bauchfreiem T-Shirt und 10 Tonnen Schminke im Gesicht vor meinen Brüdern aufbaute - hinter ihr standen noch andere, die genau so billig aussahen wie sie. Das waren dann wohl die Schulschlampen, wie sie so schön von meinen Brüdern genannt wurden.
„Ihr habt tatsächlich eure verseuchte Schwester hier her geschleppt?", fragte die blonde Kuh aufgebracht.
„Paige, lass sie einfach in Ruhe, okay?", fauchte Aiden sie an.
„Ganz sicher nicht!", gab sie schnippisch zurück und sagte dann drohend an mich gewandt:„Kleine, am besten du verschwindest wieder ganz schnell von hier. Niemand möchte dich hier haben! Du verseuchst bloss unsere Luft und ausserdem ruinierst du den Ruf dieser Schule. Und wenn der Ruf ruiniert ist, muss ich die Schule wechseln, aber darauf habe ich keinen Bock, da mir diese Schule gefällt. Also hopp, hopp, mach 'ne Fliege!"