Der Duft von warmen Pfannkuchen und frischer Marmelade schlich sich in mein Zimmer und kitzelte meine Nase. Gleichzeitig drang eine fröhliche Melodie durch die geschlossene Tür. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass die Musik aus der Küche kam und mein Vater offenbar gute Laune hatte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, und ich streckte mich langsam, bevor ich mich aus dem Bett schälte.
Als ich die Küche betrat, stand mein Vater am Herd und summte leise zur Musik. Auf dem Tisch standen bereits mein Lieblingsfrühstück – frische Pfannkuchen, Croissants und ein Glas Orangensaft. Er drehte sich um, als er mich sah, und stellte die Musik etwas leiser.
„Guten Morgen, Schlafmütze! Hast du gut geschlafen?“ fragte er mit einem breiten Lächeln.
„Ja, danke. Was ist das hier für ein besonderer Anlass?“ fragte ich und deutete auf das aufwendige Frühstück.
„Kein besonderer Anlass. Ich dachte nur, wir sollten mal wieder so richtig gut in den Tag starten.“ Er legte eine Hand auf meine Schulter, und seine Augen funkelten. Doch dann wurde sein Gesicht etwas ernster. „Ich wollte dich nicht überrumpeln, Jules, mit Jenny und so ...“
Ich hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. „Papa, alles gut. Wirklich. Es ist schön, dich mal wieder so zu sehen. Glücklich und entspannt. Das hat mir echt gefehlt.“
Seine Augen wurden feucht, und er zog mich in eine feste Umarmung. „Mir auch, Jules. Mir auch. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, wie du das aufnehmen würdest.“
„Solange sie dich nicht verletzt, ist alles in Ordnung,“ sagte ich ehrlich. „Du hast es verdient, glücklich zu sein.“
Er drückte mich noch ein letztes Mal, bevor er mich losließ. „Danke, Jules. Das bedeutet mir viel.“ Dann hellte sich sein Gesicht auf. „Was hältst du davon, wenn wir heute mal wieder etwas zusammen machen? Wie früher?“
Ich nickte sofort. „Klingt super. Hast du was Bestimmtes im Kopf?“
„Wie wäre es mit einem Ausflug an den Strand? Wir könnten ein bisschen spazieren gehen und einfach die Zeit genießen.“
„Strand klingt perfekt,“ stimmte ich zu.
Ein paar Stunden später standen wir am Ufer, und die kühle Meeresbrise spielte mit meinen Haaren. Der Sand unter meinen Füßen war angenehm warm, und die Wellen rauschten beruhigend im Hintergrund. Mein Vater hatte einen kleinen Stand entdeckt, der Cocktails verkaufte, und kam grinsend mit zwei Gläsern zurück.
„Aber nicht verraten, okay? Sonst kriege ich noch Ärger,“ sagte er mit einem Augenzwinkern und reichte mir ein Glas.
Ich konnte nicht anders, als zu lachen. „Keine Sorge, ich sage nichts. Prost, Papa.“
Wir stießen an, und für eine Weile ließen wir uns einfach auf den Moment ein. Die Sonne wärmte unsere Gesichter, und wir unterhielten uns über alles Mögliche – alte Urlaube, lustige Geschichten aus meiner Kindheit und sogar ein bisschen über Jenny. Mein Vater erzählte, wie sie sich kennengelernt hatten und dass sie ihn wieder daran erinnert hatte, wie schön es sein kann, jemanden an seiner Seite zu haben. Ich konnte sehen, wie viel sie ihm bedeutete, und es machte mich irgendwie glücklich, ihn so zu sehen.
Es gab einen Moment, in dem ich kurz davor war, ihm alles zu erzählen – über mich, über das, was ich wirklich fühle und wer ich wirklich bin. Doch dann überkam mich die Angst. Was, wenn er mich nicht verstehen würde? Was, wenn er mich ablehnte? Ich konnte es einfach nicht riskieren. Nicht jetzt.
Stattdessen sah ich zu, wie ein Pärchen an uns vorbeiging – zwei Jungs, Hand in Hand, einer davon mit einem femininen Look, der mir irgendwie vertraut vorkam. Sie sahen so glücklich aus, so unbeschwert. Ein kleiner Stich ging durch mein Herz. Wie wäre es, so frei zu sein? Keine Geheimnisse, keine Angst. Einfach nur glücklich und man selbst.
„Alles in Ordnung, Jules?“ fragte mein Vater und sah mich besorgt an.
Ich riss mich aus meinen Gedanken und lächelte ihn an. „Ja, klar, Papa. Lass uns gehen.“
Zu Hause setzten wir unseren Tag fort, indem wir zusammen kochten. Es erinnerte mich an früher, als wir oft zusammen in der Küche gestanden hatten. Mein Vater hatte seine klassische Schürze mit dem Spruch „Der Chefkoch“ angezogen und war voll in seinem Element. Wir lachten viel, und als wir endlich am Tisch saßen und unser Essen genossen, fühlte es sich an wie in alten Zeiten.
Während wir noch die letzten Bissen aufaßen, klingelte das Telefon. Mein Vater zögerte kurz, doch ich grinste ihn an. „Los, geh schon ran. Jenny will bestimmt wissen, wie dein Tag war.“
Er schüttelte lachend den Kopf, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ging zum Telefon. Ich hörte, wie er im Flur sprach, und ich konnte nicht anders, als mich für ihn zu freuen. Dieser Tag war einer der schönsten, die wir seit Langem zusammen verbracht hatten, und ich wusste, dass wir beide diese Erinnerungen für immer in uns tragen würden.
Nach dem Telefonat kam er zurück ins Wohnzimmer und ließ sich mit einem zufriedenen Seufzen auf das Sofa fallen. „Sie wollte nur sicherstellen, dass ich nicht wieder mein Handy irgendwo vergessen habe,“ sagte er grinsend.
„Klingt, als ob sie dich gut kennt,“ entgegnete ich schmunzelnd und nahm mir die Fernbedienung. „Wollen wir noch einen Film schauen?“
„Klar, warum nicht?“ Mein Vater lehnte sich zurück, während ich durch die Kanäle scrollte. Schließlich einigten wir uns auf eine alte Komödie, die uns beide zum Lachen brachte.
Als der Film vorbei war, fühlte ich mich wohlig entspannt. Doch anstatt ins Bett zu gehen, beschloss ich, noch ein wenig zu schreiben. Mein Vater bemerkte es und lächelte. „Immer noch am Geschichten schreiben?“
„Ja, irgendwie hilft es mir, meine Gedanken zu ordnen.“
„Vielleicht zeigst du mir ja irgendwann mal was davon,“ sagte er und klopfte mir leicht auf die Schulter. „Ich bin sicher, es ist großartig.“
Ich nickte, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich jemals den Mut dazu hätte. Dennoch fühlte ich mich durch seine Worte ermutigt. „Vielleicht eines Tages.“
Den Rest des Abends verbrachte ich an meinem Schreibtisch und ließ die Worte fließen. Die Leichtigkeit dieses Tages, die Nähe zu meinem Vater – all das inspirierte mich. Und als ich schließlich ins Bett ging, spürte ich eine warme Zufriedenheit. Es war ein Tag, der mir zeigte, dass wir trotz allem immer noch eine Familie waren, und das gab mir mehr Hoffnung, als ich erwartet hätte.