Ein unvergesslicher Tag

1081 Words
Der Tag begann mit einem nervösen Kribbeln in meinem Bauch. Ich hatte Hannah von dem Treffen mit David und Max erzählt, und sie war sofort begeistert. „Das wird super! Endlich mal raus und was mit anderen machen,“ hatte sie gesagt. Ich war erleichtert, dass sie so positiv reagierte, doch tief in mir war ich trotzdem angespannt. Würde alles gut laufen? Was, wenn David oder Max sich unwohl fühlen würden, weil Hannah dabei war? Als wir uns an der Bushaltestelle trafen, war die Stimmung zunächst ein wenig unsicher. David wirkte tatsächlich etwas überrascht, als er Hannah sah. „Hannah? Du bist doch auch in unserer Klasse,“ sagte er zögernd, während er zwischen ihr und mir hin- und herblickte. Hannah blieb jedoch gelassen und lächelte. „Ja, genau. Aber keine Sorge, ich bin heute nur Jules' Begleitung. Ich hoffe, das ist okay?“ David zögerte kurz, doch dann nickte er. „Klar, warum nicht?“ Max, der neben ihm stand, lächelte zur Begrüßung schüchtern und schien erleichtert, dass sich die Spannung schnell legte. Wir stiegen gemeinsam in den Bus, der uns in die Nachbarstadt bringen sollte, und schon bald war das anfängliche Unbehagen verflogen. Hannah hatte diese wundervolle Fähigkeit, Gespräche ins Rollen zu bringen, und bald waren wir alle in ein angeregtes Gespräch über unsere Lieblingsfilme und verrückten Schulerlebnisse vertieft. Unser erstes Ziel war ein altes Museum, das für seine ungewöhnlichen Ausstellungen bekannt war. Schon beim Betreten des Gebäudes waren wir von der Atmosphäre beeindruckt – die hohen Decken, der Duft von Holz und Staub, und die geheimnisvollen Schatten, die von den Exponaten geworfen wurden. Wir schlenderten durch die verschiedenen Ausstellungsräume, scherzten über einige der seltsameren Kunstwerke und machten hin und wieder alberne Selfies. Doch nach etwa einer Stunde begann die anfängliche Begeisterung zu verblassen. Max lehnte sich an eine Wand und seufzte. „Ich glaube, ich habe genug von alten Statuen und Gemälden. Wollen wir nicht was anderes machen?“ Wir sahen uns gegenseitig an und merkten, dass wir alle ähnlich empfanden. „Gute Idee,“ stimmte David zu. „Aber was machen wir stattdessen?“ Hannah, die immer voller Ideen war, schlug vor: „Wie wäre es mit Bowlen? Ich habe gehört, dass es hier in der Nähe eine gute Bahn gibt.“ Die Idee fand sofort Anklang, und so machten wir uns auf den Weg zur Bowlingbahn. Wir mussten eine Weile laufen, aber die frische Luft und die lockere Stimmung machten den Spaziergang angenehm. Ich merkte, wie wohl ich mich in dieser kleinen Gruppe fühlte. Es war, als wären wir eine kleine Insel der Akzeptanz inmitten einer oft so urteilenden Welt. Beim Bowlen angekommen, mieteten wir eine Bahn und suchten uns passende Schuhe aus. David übernahm die Rolle des Anleiters und erklärte Max, wie das Spiel funktionierte, obwohl dieser offensichtlich schon Erfahrung hatte. Hannah und ich lachten, als David beim ersten Versuch die Kugel direkt in die Rinne schickte. Das Spiel nahm Fahrt auf, und bald wurde klar, dass Max ein Naturtalent war. Er traf fast immer die meisten Pins und sammelte Punkt um Punkt. Ich hingegen war froh, wenn ich überhaupt einen einzigen Pin umwarf, aber es machte mir nichts aus. Die Stimmung war ausgelassen, und wir feuerten uns gegenseitig an. Am Ende gewann Max mit großem Abstand, was ihm ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut bist!“ rief Hannah, während sie ihm auf die Schulter klopfte. David, der während des Spiels immer stiller geworden war, zog Hannah zur Seite, während Max und ich die Kugeln zurückbrachten. „Ich muss dir was sagen,“ begann er nervös und sah zu Boden. Hannah legte den Kopf schief. „Was ist los, David?“ Er atmete tief durch. „Max ist nicht nur ein Kumpel von mir. Wir sind… ich meine, ich stehe auf Jungs. Und Max ist… na ja, er ist mein Freund.“ Hannahs Augen weiteten sich vor Freude, und sie schrie fast: „Das ist ja wundervoll! Oh mein Gott, David, das ist so toll!“ Bevor er protestieren konnte, hatte sie ihn am Arm gepackt und zu Max gezogen. „Glückwunsch zum Sieg, Max!“ rief sie, während sie David sanft in seine Richtung schob. Max, der offensichtlich nichts von Davids Geständnis mitbekommen hatte, errötete vor Verlegenheit, nahm aber Davids Hand und lächelte. Nach dem Bowlen entschieden wir uns, in ein nahegelegenes Restaurant zu gehen, um den Abend bei gutem Essen ausklingen zu lassen. Wir teilten uns Pizzen und Limonade, lachten über unsere Bowling-Pannen und erzählten Geschichten über uns selbst. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen alles perfekt schien. Hannah lehnte sich zurück und sah uns der Reihe nach an. „Wisst ihr, das war einer der schönsten Tage, die ich seit Langem hatte,“ sagte sie mit einem Lächeln. David und Max nickten zustimmend, und auch ich konnte nicht anders, als ihr zuzustimmen. Es war wirklich ein wundervoller Tag gewesen. Doch die Zeit verging schnell, und bald merkten wir, dass wir uns beeilen mussten, um den letzten Bus nach Hause zu erwischen. Wir zahlten unsere Rechnung, schnapp­ten unsere Jacken und liefen zur Haltestelle. Die kühle Nachtluft brachte uns zum Frösteln, doch wir waren zu glücklich, um uns daran zu stören. Im Bus war die Stimmung wieder ruhig. Wir waren alle ein wenig müd von den vielen Eindrücken des Tages. Als wir in unserem kleinen Dorf ankamen, umarmten wir uns zum Abschied. Hannah, die von ihrem Vater abgeholt wurde, winkte mir noch einmal zu, bevor sie ins Auto stieg. David hielt mich kurz zurück, als ich mich zum Gehen wandte. „Danke, Jules,“ sagte er leise. „Danke, dass du nichts erzählt hast. Es bedeutet mir wirklich viel, dass ich selbst entscheiden konnte, wann und wie ich es sage.“ Ich lächelte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das war doch selbstverständlich, David. Ich weiß, wie wichtig das ist. Und du hast es toll gemacht.“ Er nickte, und wir verabschiedeten uns. Ich machte mich auf den kurzen Weg nach Hause, die Straßen still und nur von wenigen Laternen erleuchtet. Während ich lief, spielte ich den Tag in meinem Kopf noch einmal ab. Ich hatte das Gefühl, dass sich etwas in mir verändert hatte. Vielleicht war es das Wissen, nicht allein zu sein. Vielleicht war es die Kraft, die ich aus diesen Freundschaften zog. Doch meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als ich die Haustür rein kam, als ich merkte, was hier passierte, blieb mir die Luft im Halse stecken..
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