Fuchsrote Haare

1308 Words
Kaum hatte ich die Wohnungstür aufgeschlossen, kam mir auch schon Luke entgegen. Schmunzelnd zog ich meine Schuhe aus und ließ mich von ihm nicht beirren. ,,Jetzt spann mich nicht so auf die Folter, Vici! Wie ist es gelaufen?" Ein erschöpfter Seufzer entwich mir, als ich mich auf die Couch fallen lief:,, Im Großen und Ganzen lief es echt gut. Die Angestellten waren alle sehr nett zu mir und ich habe mich recht schnell an alles gewöhnt und mir alle Sachen gemerkt." Während ich dies sagte, kam mir aber plötzlich Prinz Max in die Gedanken. Wie er mich beobachtet hatte, seine Präsenz und Ausstrahlung, die mich fast zum dahinschmelzen gebracht hatte. Luke musterte mich mit einem komischen Gesichtsausdruck und meinte:,, Da ist aber noch etwas, habe ich recht?" Darüber musste ich schmunzeln. Luke kannte mich einfach zu gut. So war es früher auch immer. Luke und ich kannten uns schon seit der Grundschule und waren danach auch noch zusammen auf der selben Privatschule gewesen. Anfangs konnte ich ihn gar nicht leiden. Mit seinen schulterlangen fuchsroten Haaren und den blau-grünen Augen wirkte er auf mich immer eher wie die junge Version von Ron Weasley aus Harry Potter. Doch durch ein Schulprojekt, zu welchem wir verdonnert wurden, freundeten wir uns schnell an und ich erkannte, dass hinter der harten schottischen Schale ein mitfühlender lustiger Mann steckte, der mir vom Charakter her so sehr glich, dass wir hätten Zwillinge sein können. Irgendwie hatte er es sich nach diesem Projekt zu seiner Aufgabe gemacht, auf mich aufzupassen, was er bis heute immer noch tat. Aber mittlerweile hatte er einen eindeutig besseren Haarschnitt. ,, Du hast recht. Da gibt es noch etwas, aber ich weiß nicht so recht wie ich das beschreiben soll." Luke nahm die Bierflasche, welche auf dem Tisch stand, in die Hand und trank einen großen Schluck. Dann lehnte er sich wieder zurück und sah mich einfach auffordernd an. Ich verstand den Wink sofort und meinte lachend:,, Okay, ich fange einfach mal an. Also, der Abend verlief recht normal. Ich nahm Bestellungen auf und brachte sie dann den Gästen. Nichts Besonderes. Doch dann tauchte der Prinz und der König auf. An sich auch kein großes Thema, da es ja die Geburtstagsfeier von Prinz Maximilian war. Aber als er die ganzen Gäste begrüßen ging, da sah er plötzlich mich an und nickte mir zu. Mir! Einer einfachen Angestellten." Anscheinend bemerkte Luke, dass mich dieses Thema sehr mitnahm und antwortete:,, Vielleicht hat er dich auch nur durch Zufall angesehen und das Nicken hast du dir nur eingebildet." Frustriert schüttelte ich den Kopf:,, Nein! Ich bin mir zu 100% sicher, dass er mich angesehen hat. Und nicht nur das. Seine Augen verfolgten mich den ganzen Abend über. Und selbst wenn ich seinen Blick erwiderte, schaute er nicht weg. Er starrte mich weiterhin einfach an!" Nun schnaubte Luke und machte einen weiteren Anlauf um mich zu beruhigen:,, Vici, du bist eine wunderschöne Frau. Es ist ganz normal, dass Männer dich hin und wieder anschauen. Und auch wenn er der Prinz ist, ist er doch auch ein ganz normaler junger Mann. Das sollte dich nicht stören. Also verstehe ich nicht ganz, wieso dich das Ganze so sehr beschäftigt." Frustriert atmete ich aus und wandte meinen Blick ab. Ich ließ meine Augen zur gegenüberliegenden Wand wandern und musterte sie. Eigentlich hatte Luke recht. Wieso machte ich so ein Drama daraus? Doch dann wurde mir bewusst, wieso es mir so zusetzte:,, Mich beunruhigt ja nicht der Fakt, dass er mich angeschaut hat, sondern wie mein Körper darauf reagiert hat. Ich habe diesen Mann gesehen und es fühlte sich so an, als würde meine Welt stillstehen. Und auch wenn das jetzt wahrscheinlich sehr kitschig kling, aber ich konnte mich in diesem Moment nur noch auf ihn konzentrieren. Er war alles was ich wahr nahm. Mein Körper hat auf ihn reagiert als würde ich ihn mein Leben lang kennen und nicht erst seit ein paar Minuten. Ich habe noch nie so etwas empfunden. Und ich schätze, genau das macht mir Angst." Ich wusste nicht genau, welche Reaktion ich erwartet hatte. Aber ganz sicher nicht, dass Luke zu lachen anfing und dann schon fast schreiend meinte:,, Okay, Vici! Du brauchst dringend wieder s*x!" Empört schnappte ich nach Luft und schlug ihm spielerisch gegen den Arm:,, Luke!" Dieser lachte jedoch nur und antwortete:,, Was denn? Es stimmt doch! Du findest diesen Typen anscheinend unfassbar heiß und warst anscheinend kurz davor, ihn hinter den nächsten Busch zu zerren. Jedoch muss ich dich enttäuschen, Vici. Das mit ihm wird nichts. Ich habe einen Vorschlag. Wir gehen einfach demnächst mal wieder feiern und dann reißt du dir einen geilen Typen auf, dann reagierst du das nächste Mal, wenn du den Prinzen siehst, hoffentlich nicht wie eine einsamen Nonne, die noch nie in ihrem Leben einem Mann näher als 5 Meter gekommen war. Verstanden?" Ich bekam mich vor Lachen nicht mehr ein und versuchte zu nicken. Wobei es bei meinem heftigen Lachen wohl eher aussah, als hätte ich einen epileptischer Anfall. ~~~~~~~~~ Am nächsten Tag hatte ich so gut wie nichts zu tun, darum beschloss ich spontan einen Shoppingtag zu machen. Ich stand ca. um 10 Uhr auf und machte mich dann erst einmal fertig. Da wir kaum noch Essen zuhause hatten, beschloss ich in das kleine süße Café um die Ecke zu gehen. Es hatte erst vor kurzem aufgemacht, aber die Onlinebewertungen könnten kaum besser sein. Ich setzte mich an einen kleinen Tisch am Fenster und bestellte mir einen Kaffee, Toast und dazu Bohnen mit gebratenen Speck. Kaum war die Kellnerin mit meiner Bestellung verschwunden, läutete mein Handy. Verwirrt blickte ich auf den Bildschirm, der mir eine fremde Nummer anzeigte. Schnell schob ich mir mein offenes Haar zur Seite und nahm den Anruf entgegen:,, Victoria Prinsloo, hallo?" ,,Guten Morgen. Hier spricht Allison Clingfort. Ich wollte mit Ihnen nur über gestern Abend sprechen." Unbewusst setzte ich mich ein bisschen gerader hin, obwohl sie dies sowieso nicht sehen konnte. Dann meinte ich:,, Habe ich irgendetwas falsch gemacht?" Nun hörte ich die ältere Frau lachen:,, Nein! Ganz im Gegenteil. Ich war positiv überrascht von Ihnen. Sie haben sich sehr schnell zurecht gefunden, so wie Sie es mir auch versprochen haben. Gegenüber den Gästen waren Sie sehr höflich und Sie hatten stets ein professionelles Lächeln im Gesicht, was natürlich einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat. Auch dem anderen Personal sind sie sehr positiv in Erinnerung geblieben. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit Ihnen und würde Ihnen daher einen festen Job anbieten. Haben Sie noch Interesse?" Ich war baff. Mehr konnte man dazu nicht sagen. Ich saß in dem kleinen gemütlichen Café, starrte auf den dampfenden Kaffee, der mir mittlerweile schon gebracht wurde und sucht verzweifelt nach den richtigen Worten:,, Ähm.. ja.. Ja natürlich habe ich noch Interesse. Vielen Dank." ,,Sie müssen sich bei mir nicht bedanken. Dass ist alles Ihr verdienst. Also, ich erwarte Sie am Montag um 10 Uhr in meinem Büro. Ich sage den Wachen, dass sie Sie durchlassen sollen. Dann können wir alles genauer besprechen." Ich konnte es kaum fassen:,, Okay, dann bis Montag. Auf Wiedersehen." Mit diesen Worten legte ich auf und ließ mein Handy langsam auf den Tisch sinken.
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