Kapitel Sieben

661 Words
Mayas Perspektive Die Silhouette trat vollständig in das dämmrige Licht und enthüllte eine große, imposante Gestalt – ich kannte meinen Vater Adam Brooks nur zu gut. Sein kalter Blick traf meinen, doch da war ein Anflug von etwas anderem, vielleicht Überraschung oder sogar Enttäuschung. „Du solltest nicht hier sein, Maya“, sagte er mit leiser, gefährlicher Stimme. „Das geht dich nichts an.“ Ich umklammerte den Umschlag fest in meiner Hand und spürte die Worte meiner Mutter in meiner Brust. „Was geht mich etwas an? Es ist alles, was mir noch bleibt“, erwiderte ich mit fester Stimme, trotz des Sturms, der in mir tobte. „Warum hast du solche Angst davor, dass ich die Wahrheit herausfinde?“ Adams Kiefer verkrampfte sich, und für einen Moment wirkte er weniger wie der mächtige Mann, den alle bewunderten, sondern eher wie ein in die Enge getriebenes Tier. „Die Familie Brooks hat überlebt, indem sie bestimmte Dinge geheim gehalten hat“, sagte er. „Deine Mutter hat gefährliche Fehler gemacht. Und du …“ „Ich bin nicht meine Mutter“, unterbrach ich ihn scharf. „Und ich werde nicht länger vor der Vergangenheit davonlaufen.“ Er trat langsam einen Schritt näher, die Distanz zwischen uns schrumpfte zu einer unmöglichen Nähe. „Sei vorsichtig, Maya“, warnte er. „Du spielst mit Kräften, die du nicht verstehst. Ich tue das, um dich zu beschützen.“ „Mich beschützen? Wovor? Vor der Wahrheit?“, fauchte ich. „Oder vor dir selbst?“ Seine Augen blitzten dunkel, aber er sagte nichts. Plötzlich hallte ein scharfes Geräusch vom Flur wider – ein zerbrechendes Fenster. Unsere beiden Köpfe drehten sich in die Richtung des Geräusches. Mein Instinkt setzte ein. Ohne nachzudenken, schnappte ich mir einen schweren Brieföffner vom Schreibtisch und ging zur Tür. Doch bevor ich sie erreichen konnte, flog die Tür des Arbeitszimmers auf. Zwei Männer in dunklen Anzügen stürmten herein. „Runter!“, bellte Adam und zog mich hinter den großen Eichenschreibtisch. Kugeln zerfetzten die Luft, schlugen in die Wände ein und verstreuten Papiere überall. Mein Herz hämmerte, als ich zitternd, aber entschlossen in die Hocke ging. Wer waren diese Männer? Und warum hatten sie es auf uns abgesehen? Adam schoss mit überraschender Präzision zurück und rief dann: „Lauft! Verschwindet sofort!“ Ich zögerte, hin- und hergerissen zwischen Angst und Wut, bevor ich auf den Geheimausgang zurannte, den ich hinter einem Bücherregal entdeckt hatte. Als ich in den versteckten Gang schlüpfte, wurden die Geräusche des Chaos hinter mir lauter. Der Korridor war dunkel und eng, aber ich rannte mit aller Kraft, der silberne Schlüssel brannte wie ein Leuchtfeuer in meiner Handfläche. Als ich in die Nacht hinaustrat, schnappte ich nach Luft, meine Lungen brannten in der Kälte. Das Herrenhaus ragte hinter mir auf, eine Festung aus Geheimnissen und Lügen. Ich hörte nicht auf zu rennen, bis die Scheinwerfer eines Autos die Einfahrt hinunter auftauchten. Es wurde langsamer, blieb dann stehen und gab den Blick auf ein vertrautes Gesicht frei. „Steig ein!“, befahl Lukas, und Dringlichkeit durchbrach seine übliche Ruhe. Ich zögerte nicht. Ich rutschte auf den Beifahrersitz, verriegelte die Tür und sah ihm nach, wie er davonraste. Seine Augen trafen meine, Besorgnis und etwas Sanfteres wirbelten unter der Oberfläche. „Was war das?“, fragte ich atemlos. „Eine Warnung“, sagte er grimmig. „Dein Vater hat ein neues Level erreicht. Er ist verzweifelt.“ „Und diese Männer? Wer waren sie?“ „Seine Vollstrecker. Sie werden nicht zögern, jeden zu töten, der ihnen im Weg steht.“ Ich schluckte schwer, als mir klar wurde, dass sich mein Leben unwiderruflich verändert hatte. Der Wagen raste in die Nacht und ließ die Brooks Mansion und das Leben, das ich zu kennen glaubte, weit hinter mir. Doch irgendwo tief in mir loderte eine wilde Flamme. Ich rannte nicht mehr nur vor meiner Vergangenheit davon. Ich kämpfte um meine Zukunft.
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