Mit emotionslosem Ausdruck lief ich durch die Straßen. Es war kaum noch jemand auf den Straßen und die Jenigen, die noch auf den Straßen waren, hatten Respekt vor mir, da sie mich kannten. Leise rappte ich Parts von Iggy Azalea mit und beobachtete meine Umgebung haargenau. Es würde nicht mehr lange, bis zu meinem Ziel andauern.
Schließlich kam ich bei der Graffitiwand an. An dieser bog ich nach links ab und kam ins Viertel. Ich durchlief dieses. Ein paar Menschen liefen noch hier durch. Doch alles Anwohner. Ab und zu rauchten ein paar Männer und Frauen genüsslich einen Joint, den sie herum gaben.
Ich beachtete die Menschen in meiner Umgebung nicht sonderlich. Am Ende des Viertels stand das sogenannte "schwarze Haus". Ein paar Lichter ließen deuten, dass sich darin Menschen befanden. Mit coolem Ausdruck drückte ich gegen die Tür am Hintereingang und öffnete diese. Anschließend betrat ich das Gebäude. Pablo kam mir bereits entgegen gelaufen. Auf seinen Lippen lag ein cooles Grinsen.
,,Komm", meinte er lediglich und führte mich in einen Hinterraum.
Deine Gegnerin ist heute Maria de la Rosa. Du hast sie in wenigen Schritten.
Ihre Schwachstelle ist folgende. Sie hat keinen guten Gleichgewichtssinn. Du kannst sie also recht leicht umhauen. Komm, die Anderen erwarten dich bereits", erzählte mir der Mexikaner konzentriert. Danach folgte ich ihn aus dem Raum ins sogenannte schwarze Loch. Das schwarze Loch war der Ring.
Dieses Mal war es nicht nötig die Stofffetzen um meine Hände zu wickeln, also stieg ich direkt ins schwarze Loch und wartete auf meine Gegnerin. Maria la Rosa. Was sollte das schon für eine Gegnerin sein? Hinter meinem Rücken jubelten alle meinen Namen.
Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Fight verloren und ich würde das auch nie tun.
Alle bezeichneten mich hier, als THE WHITE GIRL, wegen meiner Hautfarbe. Niemand weißes machte hier mit. Vielleicht hatte ich ja mexikanische oder afroafrikanische Vorfahren?!
,,Let's go, mi niñja blanca!", rief nun Pablo laut. Eine Art Gong ertönte und meine Gegnerin stieg in den Ring. Geschockt über die Tatsache, wer meine Gegnerin war, musste ich lachen. Meine Gegnerin hatte zwar einen gebräunten Hautton und wellige schwarze Haare, doch sonst war sie komplett in pink gekleidet. Hatte sie ihre Barbies verloren?
Das ich nicht lache. Das war doch nicht ernsthaft Pablo's Ernst?!
De la Rosa lief ein paar Schritte nach vorne. Sie war zu selbstbewusst für meinen Geschmack. ,,Hast du Angst?", fragte sie in einer mitleidigen Stimme.
Spöttisch begann ich sie auszulachen.
Dann holte sie aus uns wollte mich in der Rippe treffen. Mit Leichtigkeit wich ich aus und verdrehte ihre den Arm. Sie stöhnte schmerzvoll aus. Dann begann sie mir über das Gesicht zu kratzen. Anfängertricks! Ich verdrehte ihr den Arm weiter und stoß sie zu Boden. Sie blieb liegen. Was eine Anfängerin. Dann wurde ich zur Siegerin gekührt.
Ich lief also wieder zum Rand, wo sich Pablo befand. ,,Bist du bereit für einen zweiten Kampf?", fragte er mich grinsend. ,,Bitte nicht wieder mit so einer Tusse", flehte ich lachend und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen. ,,Nein, dieses Mal wird es eine Herausforderung", meinte er zwinkernd.
,,Ich liebe Herausforderungen!", lachte ich locker.
Schließlich gab mir Pablo mein Wasser, was ich dankend entgegen nahm.
Mit wenigen Schlücken hatte ich das Wasser ausgetrunken.
Trotz der Klimaanlage, war es hier herrisch warm drinnen.
Dann stellte ich mich zu meiner g**g und unterhielt mich mit ihnen.
Der nächste Kampf sollte bald starten.
,,Was war das bitte für eine Wannabe Fighter Hoe eben?", fragte mich Luana lachend.
Ich zuckte mit den Schultern und wir fingen erneut an zu lachen.
,,Dein nächster Gegner soll angeblich ihr großer Bruder sein", meinte Javi gespannt, welcher auch ein Mitglied der g**g, in der ich war.
In meiner g**g waren nur Mexikaner, Spanier, ein paar wenige Italiener und ich.
Amerikaner waren nicht in vorhanden.
Anschließend kam Pablo auf mich zu gelaufen und meinte, dass der Fight nun beginnen würde. Es war selten, dass eine Person zwei Fights in einer Nacht hatte, doch ich empfand es als sehr aufregend. Ich lief also wieder ins schwarze Loch und nahm noch einen letzten Schluck Wasser, bevor ich mich meinen Gegner stellte.
Der typische Latino stand vor mir. Gähnend musterte ich ihn.
Er hatte ein Sixpack, doch es sah alles andere als heiß aus, eher abwiedernd.
Seine schwarzen Haare waren nach hinten gegeelt. Man sah kein einziges Tattoo auf seiner Haut. Also ziemlich langweilig.
Doch da es eigentlich nie vorkam, dass Frau gegen Mann kämpfte, war dieser Fight doch etwas 'besonderes'.
Der Gong ertönte. Ich ließ meine Knochen knacken und trat ein paar Schritte selbstsicher nach vorne. Da erklang auch schon die teufelsgeküsste Stimme meines Gegners:
,,Na du kleine Schlampe." ,,Na du großes Arschloch", erwiderte ich mit geballten Fäusten.
Bevor er etwas erwidern konnte, verpasste ich ihm den ersten Schlag in den Bauch.
Er schnappte nach Luft und sah mich wütend an.
,,Na warte", zischte er wütend und rannte auf mich zu.
Ich wich ihn aus und rutschte durch seine Beine durch und stand mit einem Salto wieder auf und stellte mich selbstsicher vor ihn.
,,Du kleine Misset", zischte der arrogante Typ vor mir.
Arroganz war keine nützliche Eigenschaften beim Fighten, dennoch fanden sie viele als hilfreich. Anfänger! Ich war seit bereits 5 Jahren in diesem Business, wenn man es so bezeichnen konnte und 5 Jahre ließen einem deutlich zeigen, wie man andere ohne große Anstrengung besiegen konnte.
Wannabe Fighter rannte erneut auf mich zu. Er holte aus.
Während ich ihn einen Schlag in den Brustkorb verpasste, traf er meinen Kiefer.
Doch jeder Anfänger wusste, dass der Kiefer keine Chance zum Gewinnen war.
Er schien zu beobachten, ob ich verletzt war.
In diesem Moment stürmte ich auf ihn mit Anlauf zu. Dann spannte ich meine Muskeln an und sprang auf ihn. Er versuchte mich von sich zu bekommen, doch das gelang ihm nicht.
So stürzte er laut auf die Knie. Ich sprang von ihm und verpasste ihm letzte Schläge in den Brustkorb und Bauch und er lag auf den Boden.
Dieses Scheitern lag anscheint in der Familie.
Erneut ging ich lässig als Siegerin des Kampfes aus dem Ring.
Luana empfing mich cool und gab mir einen High Five, den ich erwiderte.
,,Mi niñja blanca", ärgerte mich Luana grinsend und zerstörte mir die verschwitzten Haare.
,,Soy una señorita, mi amiga. Pero no soy una niñja pequeña. Tu eres mi corazón grande y estupendo", erwiderte ich lachend.
(Ich bin eine Frau, meine Freundin. Aber ich bin kein kleines Mädchen. Mein großes und wunderbares Herz.)
,,¡Empollón!", meinte Luana dann kopfschüttelnd und grinsend. (Schleimer)
Anschließend gingen wir zur Bar. Wir bestellten uns alle hoch alkoholisierte Getränke. Wodka oder Whisky war zu leicht. Ich trank meinen Cocktail in einem Zug aus und verabschiedete mich dann von meiner zweiten Familie.
,,¡Adíos, mis amigos estupendos!", verabschiedete ich mich grinsend.
Worauf mir alle auf spanisch Schleimerin hinter her riefen und ich meinen wunderschönen Mittelfinger aufrichtete.